„Jede Träne ist ein Juwel, gefüllt mit Licht.“
 
(Peter Sellars in „Erbarme Dich –
Die Matthäus-Passion“)
 
Liebe Freundinnen und Freunde,

an Jesus’ österlicher Bitte „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ arbeiten wir noch ein bisschen und träumen stattdessen auch weiterhin von einer lichtdurchfluteten gerechten Welt. Schon hier im Diesseits. Und auch für all diejenigen, die sonst vergessen werden.

„Was alle Figuren teilen, ist das erlösende Moment der Musik – einer Musik, die sich ihrer erbarmt und die sie ihre eigene Passion finden lässt.“ Das schrieb Dok Leipzig anlässlich der deutschen Uraufführung von Ramón Gielings Bach-Adaption „Erbarme Dich – Die Matthäus-Passion“. Diesen Geist österlicher Besinnung teilen wir gerne – und zeigen Euch den Film eine Woche lang kostenlos auf salzgeber.de.
Wo möchte ich leben – und wie? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Autor/Hauptdarsteller Tucké Royale und Regisseur Johannes M. Schmit in ihrem preisgekrönten Film „Neubau“ (Max Ophüls Preis 2020) aus der Sicht eines jungen queeren Mannes in der Uckermark. Ab 1. April läuft der Film in der queerfilmnacht online.

„Neubau“ entstand fernab der großen Metropolen als unabhängige Produktion in einem Künstler*innen-Kollektiv, dem es um ambivalente (Gegen-)Erzählungen und eine „Neue Selbstverständlichkeit“ geht. Der Film stellt einen dezidiert nicht-normativen Lebensentwurf ins Zentrum, in dem die Befreiung aus konservativen Vorstellungen von Sexualität und Geschlechterzugehörigkeit ebenso eine Rolle spielen wie Commitment und gegenseitige Fürsorge. 

 
„Kein Film über Brandenburg, kein Film über Berlin, kein Film über eine Transition“, schreibt Joshua Schultheis auf critic.de. „Sondern ein Film über den Sommer, über Körper, das Sich-Wohlfühlen in der eigenen Haut.“ Cosima Lutz entdeckt für den Filmdienst „melancholisch grundierte Poesie“ und Lukas Foerster fragt in der sissy: „Wäre es nicht denkbar, dass irgendwann einmal auch in der Weite Brandenburgs das Glitzern queerer Körper mehr ist als nur eine Illusion?“ Äußerst sehenswert ist auch das Gespräch zwischen Tucké und dem Regisseur RP Kahl.
Ab 8. April gibt es einen der vielschichtigsten Dokumentarfilme der vergangenen Jahre im Salzgeber Club zu sehen: In „Über Leben in Demmin“ geht Regisseur Martin Farkas den verborgenen Folgen der Ereignisse im Frühjahr 1945 in einer kleinen Stadt in Mecklenburg-Vorpommern nach: Damals nahmen sich in Demmin hunderte Einwohner das Leben. Bis zum Ende der DDR wurde über die konkreten Umstände des beispiellosen Massensuizids geschwiegen. Heute versuchen Neonazis die Leerstelle zu besetzen und mit einem jährlich aufgeführten sogenannten „Trauermarsch“ für ihre Zwecke zu missbrauchen.

In Farkas’ Film sprechen Überlebende zum ersten Mal über die schrecklichen, lange verdrängten Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend. Er erkundet, welche Spuren die Traumatisierung und das Schweigen darüber bei den Nachgeborenen hinterlassen haben – und wie tief sie in unsere Gegenwart hineinwirken. So eröffnet der Film an diesem exemplarischen Ort einen neuen Blick auf den heutigen, weiterhin schwierigen Umgang der Deutschen mit ihrer Geschichte.
Neu auf DVD gibt es ein skandinavisches Doppel: David Färdmars schwules Trennungsdrama „Are We Lost Forever“ und Katja Gauriloffs lesbischen Liebesfilm „Baby Jane“.

„Es ist ein aufregend schön fotografierter Film, in dem Blickachsen von entwaffnender Unmittelbarkeit keinen Raum für überflüssige Dialoge lassen“, schwärmt Uwe Mies im Magazin des Kölner Stadtanzeigers von „Baby Jane“. „Eingebettet in einen atmosphärischen Score aus Cool Jazz, Folk und Steckdose entfaltet sich eine Ménage à trois als modernes Melodram vom Scheitern der Gefühle.“
Und dann gratulieren wir auch noch ganz herzlich ...

... Sexualwissenschaftler und Aktivist Martin Dannecker, der letzte Woche mit dem Medienpreis der Deutschen AIDS-Stiftung geehrt wurde. Der 78-Jährige erhält die Auszeichnung für sein Lebenswerk und sein Buch „Fortwährende Eingriffe“. Der 2019 im Männerschwarm Verlag erschienene Band enthält Aufsätze und Vorträge zu HIV/Aids aus über 40 Jahren und verdeutlicht, wie das Thema unsere Sexualität bis heute prägt. Wir empfehlen sowohl das Video von der digitalen Preisverleihung als auch
Danneckers Writers Statement zu „Fortwährende Eingriffe“.

Ein schönes Ostermotto liefert der Preisträger in seinem Buch auch gleich mit: „Keine Rechenschaft für Leidenschaft“. In diesem Sinne: leidenschaftliche Ostertage!
Euch alles, alles Gute und Liebe aus der Prinzessinnenstraße!

Stay safe ...
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