ein Film von Sandra Kaudelka
Deutschland 2020, 100 Minuten, deutsche Originalfassung
FSK 0
Kinostart: 12. März 2020
Der Terminkalender von Sahra Wagenknecht platzt aus allen Nähten. Zum Arbeitsalltag der populären Linken-Politikerin gehören Interviews und Krisengespräche, Pressekonferenzen und Fotoshootings. Ein Leben mit Beifall und Bewunderung, aber auch extremem Druck und Zweifeln – ja sogar Intrigen und offenen Anfeindungen. Wagenknechts stärkster Antrieb ist der Kampf gegen das Erstarken der Neuen Rechten in Parlament und Gesellschaft. Regisseurin Sandra Kaudelka hat die Politikerin über zwei Jahre mit der Kamera begleitet und zeigt sie bei öffentlichen Auftritten, bei Besprechungen mit den engsten Mitarbeitern und in privaten Momenten. Eine dichte Beobachtung in einer nervenaufreibenden Zeit: Im Frühjahr 2017, ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl, besteht noch die Möglichkeit, dass die Linke erstmals Teil der Bundesregierung werden könnte; Anfang 2019 kündigt Wagenknecht ihren Rückzug aus der Spitzenpolitik als Folge von Erschöpfung an.
„Wagenknecht“ ist ein vielschichtiger Film über politische Machtmechanismen, den engagierten Kampf für die eigenen Überzeugungen, über ein Leben mit und in der Politik – und den gesundheitlichen Preis, den es dafür allzu oft zu zahlen gilt. Ende Februar wurde der Film auf der Berlinale uraufgeführt.
Mich haben schon immer Menschen in Extremsituationen interessiert. Ein Ausgangspunkt für meinen Film „Wagenknecht“ war die Frage: Warum begibt man sich freiwillig in die Politik? Ein gängiges Vorurteil besagt, dass sensible Menschen die Politik besser meiden sollten, denn sie ist ein Haifischbecken. Doch was soll man tun, wenn man tatsächlich etwas bewegen will in unserer Gesellschaft? Wie fühlt sich der Arbeitsalltag in der Spitzenpolitik an? Mit „Wagenknecht“ ging es mir nicht darum, einen Lebensweg biografisch aufzuarbeiten. Der Film sollte stattdessen Politik ganz nah spürbar machen.
Allzu oft vergessen wir, dass Politiker auch Menschen sind. Wir sehen dann nur die Funktionen oder politischen Ausrichtungen – und schon haben wir uns unsere Meinungen zu den betreffenden Personen gebildet. Oft genug müssen Politiker*innen ihre Gefühle kontrollieren. Sahra Wagenknecht ist eine Meisterin darin. Und doch ist sie auch Mensch. Vielleicht hat die berühmteste Linke und höchst beliebte Politikerin Deutschlands gerade deswegen das Handtuch geworfen – weil sie den Druck und die Anfeindungen menschlich nicht mehr aushalten konnte und wollte.
Sahra Wagenknecht hat mir und meinem Team vertraut. Sei es, weil ich eine Frau bin, oder weil sie meinen letzten Film, „Einzelkämpfer“, mochte. Sie gewährt dem Publikum im Film einen seltenen Einblick in den beruflichen Alltag einer Spitzenpolitikerin. Für uns ist das ein großes Geschenk, zumal in einer Zeit, die kaum aufreibender für sie und auch die Zuschauer*innen sein könnte.
In welche Richtung bewegt sich unser Land? Wie wollen wir leben, wem wollen wir unser Vertrauen schenken? Das sind die drängenden Fragen am Ende des Films. Das Erstarken der Rechten in Deutschland macht mir Angst und ich wünsche mir, dass sich alle Kräfte, die dem etwas entgegensetzen könnten, sich bündeln, statt sich aus egoistischen Gründen gegenseitig zu bekämpfen.
Dr. Sahra Wagenknecht war von Oktober 2017 bis November 2019 Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Deutschen Bundestag. Zuvor war sie seit 2011 Stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion und bis 2011 wirtschaftspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Bevor sie im September 2009 in den Bundestag gewählt wurde, war Wagenknecht bis Juni 2009 Abgeordnete im Europaparlament. Nach ihrem Studium der Neueren Deutschen Literatur und Philosophie in Jena, Berlin und Groningen, das sie 1996 abschloss, promovierte Wagenknecht 2012 in Chemnitz in Wirtschaftswissenschaften. Wagenknecht ist Autorin zahlreicher Bücher zu wirtschafts-, finanz- und sozialpolitischen Themen und publiziert in verschiedenen Zeitungen. Ihr jüngster Bestseller trägt den Titel „Reichtum ohne Gier“ (Campus Verlag).
Sandra Kaudelka wird 1977 in Leipzig geboren. Ab der 4. Klasse besucht sie die Kinder- und Jugendsportschule „Ernst Thälmann“, dort trainiert sie in der Abteilung Wasserspringen. Im Jahr 1989 gewinnt sie die DDR-Meisterschaften in ihrer Altersklasse. Nach dem Fall der Mauer erfolgt der Umzug nach Berlin. Nach dem Abitur macht sie eine Ausbildung zur Produktionsassistentin bei Deutsche Welle TV, wo sie als Aufnahmeleiterin, Cutterin und Kameraassistentin arbeitet. Im Anschluss folgte 1999 bis2004 ein Studium der Film- und Theaterwissenschaft an der Humboldt Universität Berlin. Parallel dazu dreht sie ihre ersten Filme und arbeitet freiberuflich als Cutterin. Im Jahr 2005 beginnt sie das Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, das sie mit „Einzelkämpfer“, ihrem ersten abendfüllenden Kinodokumentarfilm, erfolgreich abschließt.
2020
„Wagenknecht“ (Dok.)
2014
„Einzelkämpfer“ (Dok.)
2010
„Klavierstunde“ (KF)
2008
„In Zeiten des Booms“ (KF)
2006
„Wunderland“ (KF)
Regie
Sandra Kaudelka
Kamera
Michael Kotchi, Albrecht von Grünhagen, Alexander Gheorghiu
Ton
Lukas Lücke
Schnitt
Jörg Hauschild
Musik
Soufian Zoghlami
Herstellungsleitung
Andreas Banz
Produktionsleitung
Claudia Wagner, Lena Raith
Postproduktion Supervisor
Matthias Miegel, Lena Raith
Tonbearbeitung/Sounddesign
Daniel Engel
Tonmischung
Anton Feist
Produzenten Kundschafter Filmproduktion
Andreas Banz, Matthias Miegel, Robert Thalheim
Produzentin
Sandra Kaudelka
eine Produktion der Kundschafter Filmproduktion
mit Unterstützung von die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien,
Deutscher Filmförderfonds
im Verleih von Salzgeber