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Beach Rats

ein Film von Eliza Hittman

USA 2017, 95 Minuten, englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

FSK 6

Kinostart: 25. Januar 2018

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Beach Rats

Sommer auf Coney Island. Der Teenager Frankie driftet durch sein Leben. Tagsüber hängt er mit seinen Freunden am Strand ab, geht trainieren und raucht Gras. Doch weder seine Macho-haften, latent aggressiven Kumpels noch Simone, mit der er eine Affäre beginnt, scheinen ihn wirklich zu interessieren. Der einzige Ort, an dem Frankie offen über seine Gefühle und sexuellen Wünsche sprechen kann, ist der anonyme Chatroom, in dem er nachts mit älteren schwulen Männern schreibt. Nach einigem Zögern beginnt er sich mit Leuten aus dem Netz zu treffen und wagt sich in die Cruising-Bereiche am Flussufer vor. Doch als seine Kumpels sein Geheimnis zu entdecken drohen, muss Frankie eine radikale Entscheidung treffen …

In ihrem zweiten Spielfilm erzählt die US-amerikanische Independent-Regisseur­in Eliza Hittman in düster-verträumten Bildern eine Geschichte von homosexuellem Erwachen und Selbstverleugnung am äußersten Rand New Yorks, an dem soziale Probleme wie Arbeitslosigkeit und Jugendkriminalität ebenso Alltag sind wie eine einseitige Vorstellung von Männlichkeit. Für ihr poetisch-realistisches Coming-of-Age-Drama, das thematisch und formal an das radikale Außenseiter-Kino Larry Clarks erinnert, wurde Hittman beim Festival in Sundance gefeiert und mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet.

Trailer

Director's Statemant
Eliza Hittman über ...

… das Thema ihres Films
Ich wuchs in einer Familie auf, in der das Sprechen über Sexualität Tabu war. Ich habe erlebt, wie Menschen an ihrer Sexualität verrohen können. Und ich machte selbst Erfahrungen mit Homophobie. Das hat mich zu der Geschichte über einen jungen Mann inspiriert, der mit seiner sexuellen Identität kämpft. Ich suchte dafür ganz bewusst ein besonders maskulines Milieu. Darin wollte ich den enormen Druck untersuchen, der auf jungen Männern lastet, die traditionell maskulinen Lebensbildern folgen sollen und denen keine Alternativen, keine anderen Rollenmodelle angeboten werden.

… Coney Island
Ich war schon immer fasziniert von dieser Gegend an der Küste, die ich über ein Paar Schulfreund:innen kannte. Ich habe viele Sommer damit verbracht, einfach an diesen Stränden abzuhängen. Es ist ein Teil von Brooklyn, der zwischen Vergangenheit und Gegenwart festzustecken scheint. Es ist ein Ort, der eine Geschichte der Gewalt hat, in denen noch immer häufig Verbrechen gegen Schwarze und Schwule vorkommen, aber auch organisiertes Verbrechen. Anders als in anderen Gegenden von New York ändern sich die Dinge dort nur sehr schleppend.

… die Hauptfigur
Als ich mich auf der Suche nach Ideen für die Kostüme und Set Designs für meinen ersten Film „It Feels Like Love“ durch Facebook klickte, entdeckte ich das Bild von einem Typen, der ein Foto von sich vor einem Spiegel gemacht hat, mit einem starken Blitzlicht. Er hatte sein Shirt ausgezogen und trug eine Mütze. Der Schirm der Mütze verdeckte seine Augen. Er sah so aus, als ob er als nächstes seine Sporthose ausziehen und ein Bild von seinem Schwanz machen würde. Da gab es diese Spannung zwischen hyper-maskulin und homoerotisch, die dieses Bild ausdrückte. Frankie glaubt, dass das Internet der Kanal zu einer Welt ist, die vermeintlich nur ein paar U-Bahn-Stationen entfernt ist, die abenteuerlicher und weit progressiver ist. Ich habe „Beach Rats“ ganz bewusst nicht als Coming-out-Geschichte angelegt oder als eine Geschichte über jemanden, der einen Umgang mit seiner sexuellen Identität findet. Frankie ist unsicherer 19-Jähriger, der nur ganz langsam ein Bewusstsein dafür entwickelt, wer er ist oder wer er sein könnte. Das war für mich der Knackpunkt dieser Figur: dass er es irgendwie schon weiß, aber doch noch nicht wirklich. Er hält sich noch fest an seiner Unentschlossenheit. Seine Standardantwort ist: „Ich weiß nicht…“. Ich denke, dass ist sehr typisch für einen jungen Mann in seinem Alter, der irgendwie nicht in der Lage ist eine klare Aussage über seine eigenen Gefühle zu machen.

… Harris Dickinson
Harris stammt vom äußersten Rand Londons, der eigentlich nicht viel anders ist als die äußersten Ränder von Brooklyn und Queens. Es gibt in diesen Gegenden sehr ähnliche soziale Probleme. Harris verstand deswegen die Welt perfekt, um die es in dem Film geht. Es war so, als würde er die anderen Figuren persönlich kennen – obwohl er selbst noch nie in New York gewesen war. Dem Film kam auch zugute, dass Harris extrem intuitiv arbeitet. Er will nicht, dass man mit ihm detailliert über seine Figur spricht. Ihm ist es wichtiger, sich deren Verhalten anzueignen. Er hat verstanden, dass Schauspielerei vor allem ein Akt des Handels ist.

… den Dreh auf 16mm
Wir haben uns dazu entschieden, den Film auf 16mm zu drehen, weil wir eine zeitlose Ästhetik haben wollten. Das Format kam uns zudem bei den Drehs in der Nacht sehr zugute. Digitalmaterial ist sehr lichtsensibel, wir wollten aber gerade nicht, dass alles Licht aufgenommen wird. Um Tiefenschärfe zu gewinnen, haben wir zudem 35mm-Linsen verwendet.

… die Visualisierung der Sexszenen
Jede von Frankies sexuellen Begegnungen sollte einen anderen filmischen Ton haben, um seine Entwicklung abzubilden. Beim ersten Mal mit Simone ging es darum, seine Angst und Unsicherheit abzubilden. Frankies erstes Mal mit einem Mann am Strand sollte vor allem skulptural wirken: nur Körper in der Dunkelheit, die die Dunkelheit um sie umarmen. Die Szene im Motel musste sehr realistisch und intim werden. Frankie sollte darin er selbst sein, mehr als in jeder anderen Szene des Films: einfach ein Junge im Bett.

Biografien

ELIZA HITTMAN (Regie & Buch) stammt aus Flatbush, Brooklyn. Sie studierte zunächst Theater an der Indiana University, dann Film und Videokunst an California Institute of the Arts. Ihr Kurzfilm „Forever’s Gonna Start Tonight“ (2011) wurde im Wettbewerb von Sundance uraufgeführt. Zwei Jahre später hatte auf dem gleichen Festival ihr Langfilmdebüt „It Felt Like Love“ Premiere – und wurde von der US-Presse als große Entdeckung gefeiert. Das renommierte Filmmaker Magazine kürte sie im selben Jahr zu einem der „New Faces of Indie Film“. Zudem erhielt Hittman den Bingham Ray Breakthrough Director Gotham Award und war für zwei Independent Spirit Awards nominiert (Best Cinematography, John Cassavetes Award). Ihr zweiter Langfilm „Beach Rats“ wurde beim Sundance Screenwriters Lab entwickelt und feierte im Januar 2017 im Rahmen der Wettbewerbs-Reihe US Dramatic seine Weltpremiere, wo Hittman mit dem Regie-Preis ausgezeichnet wurde. Die Filmemacherin ist zudem Wissenschaftliche Mitarbeitern im Bereich Film/Video am New Yorker Pratt Institute. Hittman lebt in New York.

HARRIS DICKINSON (Frankie), geboren 1996 in London, begann sich schon als Schüler für Schauspiel und Filmemachen zu interesieren und besuchte Kurse der RAW Acting Academy für Kinder und Jugendliche. Mit 16 drehte er seinen ersten Kurzfilm, „Who Cares“ (2013). 2014 spielte er in Pauline McLynns „Angels“ am Londoner Royal National Theatre. 2015 debütierte er in dem Spielfilm „The Medium“. 2017 ist er zudem in Steve Mcleans „Postcards from London“ zu sehen. 2018 wird er in Jennifer Yuh Nelson Science-Fiction-Thriller „Darkest Minds“ an der Seite von Mandy Moore, Gwendoline Christie und Amandla Stenberg auftreten.

Credits

Crew

Regie & Buch

Eliza Hittman

Kamera

Hélène Louvart

Schnitt

Scott Cummings, Joe Murphy

Musik

Nicholas Leone

Casting

Susan Shopmaker

Kostüme

Olga Mill

Szenenbild

Grace Yun

Ausführender Produzent

David Kaplan

Koproduzentin

Shrihari Sathe

Ausführende Produzenten

Philipp Engelhorn, Michael Raisler

Produzenten

Drew Houpt, Brad Becker-Parton, Paul Mezey, Andrew Goldman

Cast

Frankie

Harris Dickinson

Simone

Madeline Weinstein

Donna

Kate Hodge

Joe

Neal Huff

eine Produktion von Cinereach

in Koproduktion mit Animal Kingdom
und Secret Engine

im Verleih von Salzgeber