Departure

ein Film von Andrew Steggall

UK / Frankreich 2015, 109 Minuten, englisch-französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

FSK 12

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Departure

Spätsommer in Südfrankreich. Die Engländerin Beatrice und ihr 15-Jähriger Sohn Elliot bereiten den Verkauf ihres Ferienhauses vor. Während die Mutter mit dem Ende ihrer Ehe ringt, zieht der frühreife Elliot durch die Wälder, liest Proust und schreibt seine Gedanken in ein Notizbuch. Als er den hübschen Clément beim Baden im See entdeckt, findet er plötzlich Worte für seine Sehnsucht. Trotz sprachlicher Barrieren freunden sich die beiden an. Doch Clément, ein Junge von wilder Traurigkeit, weckt nicht nur Elliots Begehren.

Andrew Steggall erzählt in seinem märchenhaften Regiedebüt von einem Sommer des Abschieds, mit dem eine Kindheit zu Ende geht und die Illusion einer heilen bürgerlichen Familie zerbricht. Der britische Nachwuchsstar Alex Lawther, der zuletzt als junger Alan Turning in „The Imitation Game“ glänzte, spielt Elliot als melancholischen Träumer, der leidenschaftlich nach der Sehnsucht greift, die schon lange zuvor in der Luft lag.

Trailer

Director's Statement
Andrew Steggall über seinen Film

„Departure“ ist eine sehr persönliche Eloge auf Liebe und Verlust, mit der ich mich aber auch auf verschiedenste Quellen beziehe. Die Idee war, durch die filmischen Elemente – die Erzählung, die Figuren, die Bilder – eine Vielzahl von Perspektive auf das Heranwachsen zu beschwören. Elliot und Beatrice müssen an ihren Ängsten und Sehnsüchten wachsen. Dabei werden sie füreinander empfindsamer, aber auch bewusster für ihre eigenen Bedürfnisse nach Liebe.

Mit „Departure“ möchte ich einige Gedanken zum Ausdruck bringen, die auch schon für meine Kurzfilme wichtig waren. Ich bin fasziniert von der Idee, Dinge intuitiv zu wissen, lange bevor man sie wirklich weiß; die Idee, das inmitten der Unschuld eine präventive Erfahrung liegt. Ich ertappte mich dabei, das im Drehbuch als eine Art von „Verdickung der Zeit“ auszudrücken. Ich wollte dafür aber nicht das filmische Klischee der Zeitlupe bedienen, sondern stattdessen Bilder und schauspielerische Darstellungen verwenden.

Das Gefühl in etwas einzutauchen wurde zentral für den ganzen Film – sowohl mit der furchtvollen Bedeutung des Ertrinkens als auch der erweiterten Raumerfahrung. Dieses doppelte Gefühlsbild überschneidet sich im Film mit den altbekannten Bedeutungen von Wasser als Medium sexuellen Begehrens und der Wiedergeburt. Die Bilder in meinem Film sind nicht symbolisch gemeint und werden hoffentlich auch nicht so wahrgenommen. Vielmehr sind sie essentieller Bestandteil der Struktur des Films – Erweiterungen dessen, wie die Figuren und auch ich die Welt wahrnehmen, unbewusst und intuitiv.

In „Departure“ habe ich ganz persönlichen Erinnerungen mit Aspekten aus Dvoraks Oper „Rusalka“ (1901) und Ovids „Metamorphosen“ (8 n. Chr.) verschränkt. Auf leise Art geht „Departure“ dabei der Frage nach, was es bedeutet, sich nach Liebe zu sehnen. Es geht um die besondere Sehnsucht von Menschen, die nebeneinander leben und sich doch in größter Isolation befinden, weil sie Angst vor den Folgen ihrer Sehnsucht haben.

Ich glaube, dass die Transformationen von Elliot und seiner Mutter im Film universell sind. Junge Zuschauer am Scheitelpunkt ihres Erwachsenwerdens können sich damit ebenso identifizieren wie ein älteres Publikum, das ein Bewusstsein für jene stete Wand besitzt, die wir um uns bauen, um uns vor den Sehnsüchten zu schützen, die uns ansonsten überwältigen könnten.

Biografien

ANDREW STEGGALL (Regie & Buch) ließ sich zunächst als Schauspieler an der Londoner Central School of Speech and Drama ausbilden. Zu seinen folgenden Engagements als Darsteller zählte u.a. Stephen Daldrys Produktion von John Boynton Priestleys „An Inspector Call“ am Londoner West End. Doch selbst Regie zu führen interessierte Steggall bald mehr. Seinem Regiedebüt am Southwark Playhouse – eine Inszenierung von Peter Gills „Over Gardens Out“ – folgte die Opernproduktion von Igor Stravinskys „L’Histoire du soldat“ am renommierten Old Vic Theatre mit Jeremy Irons in der Hauptrolle. In einer anderen Bearbeitung brachte er das Stück im Jahr 2005, während der amerikanischen Besatzung, nach Baghdad. Er inszenierte Peter Brooks’ „La Tragedie de Carmen“ in Irland und Peter Maxwell Davies’ „The Lighthouse“ in Italien. Neben seiner Arbeit als Theater- und Opernregisseur dreht Steggall Kurzfilme. „To the Marriage of the True Minds“ über das Leben zweier junger Iraker in London wurde auf über 40 internationalen Festivals gezeigt und u.a. mit dem Preis des Goethe-Instituts auf dem Zebra-Lyrik-Festival in Berlin ausgezeichnet. „The Red Bike“, Steggalls dritter Kurzfilm, wurde auf dem London Film Festival gezeigt und erhielt u.a. den Iris-UK-Kurzfilmpreis beim Cardiff Film Festival. Steggalls letzter Kurzfilm „The Door“, eine H.G.-Wells-Adaption, hatte seine Uraufführung auf dem Filmfestival Warschau. 2012 begann Steggall die Arbeit an seinem Langfilmdebüt „Departure“, für das er auch das Drehbuch schrieb. „Departure“ hatte seine Weltpremiere auf dem Festival des britischen Films in Dinard im Oktober 2015. Es folgten Aufführungen beim London Film Festival, beim Filmfestival Rom und dem Filmfestival Gent.

  • 2010

    „The Marriage of True Minds“ (KF, 12 Minuten)

  • 2010

    „The Sparrow“ (KF, 12 Minuten)

  • 2011

    „The Red Bike“ (KF, 11 Minuten)

  • 2012

    „The Door“ (KF, 22 Minuten)

  • 2015

    „Departure“ (109 Minuten)

ALEX LAWTHER (Elliot), geboren 1995 im englischen Petersfield, debütierte 2011 als Schauspieler in einer Inszenierung von David Hares „South Downs“. Nach einer Reihe weiterer Theaterrollen folgte sein Kinodebüt in dem preisgekrönten Biopic „The Imitation Game“ (2014), wo er den jungen Alan Turning spielte. Für seine Leistung wurde er u.a. mit dem Preis der Londoner Filmkritik ausgezeichnet. An der Seite von Sally Hawkins brillierte er zudem jüngst in dem hochgelobten Coming-of-Age-Drama „X+Y“ (2014).

PHÉNIX BROSSARD (Clément) wurde für seine Rolle in dem französischen Drama „La Lisière – Am Waldrand“ (2010) von der Straße gecastet und hat seitdem vor allem in Fernsehproduktionen gespielt. Neben seiner Arbeit in Film und Fernsehen ist Brossard auch Leadsänger und Schlagzeuger einer Rockband.

JULIET STEVENSON (Beatrice), geboren 1959 in Kelvedon, Essex, gilt als eine der renommiertesten britischen Schauspielerinnen ihrer Generation. Als Ensemble-Mitglied der Royal Shakespeare Company und des National Theatre glänzte sie in zahlreichen vielbeachteten Bühnenproduktionen, wie in „Measure for Measure“ (1984), „Les liaisons dangereuses“ (1986) und „Yerma“ (1987). Für ihre Rolle als Paulina in „Der Tod und das Mädchen“ erhielt sie 1992 den Olivier-Award, den wichtigsten britischen Theaterpreis, für den sie insgesamt fünf Mal nominiert war. Bis heute begeistert sie Bühnenpublikum und Kritiker:innen, wie jüngst in der Hauptrolle in Samuel Becketts „Happy Days“ am Young Vic. Seit Anfang der 90er Jahre ist Stevenson auch in Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Zu ihren bekanntesten Kinofilmen gehören „Truly, Madly, Deeply“ (1991), wofür sie eine BAFTA-Nominierung erhielt, „Emma“ (1996), „Bend It Like Beckham“ (2002), „Being Julia“ (2004) und „Diana“ (2013). Im Jahr 1999 wurde sie für ihre Leistungen als Schauspielerin mit dem Order of the British Empire ausgezeichnet. Stevenson ist zweifache Mutter und lebt mit ihrem Partner, dem Anthropologen Hugh Brody, im Norden Londons.

Credits

Crew

Buch & Regie

Andrew Steggall

Kamera

Brian Fawcett

Schnitt

Dounia Sichov

Musik

Jools Scott

Kostüme

Holly Waddington

Maske

Stephanie Smith

Sound

Tom Drew

Produzenten

Pietro Greppi, Guillaume Tobo, Cora Palfrey

Ausführende Produzenten

Daniel Campos Pavoncelli, Georgia Oetker, Stephanie Keelan, Karine Riahi

Cast

Elliot

Alex Lawther

Clément

Phénix Brossard

Beatrice

Juliet Stevenson

Sally

Niamh Cusack

eine Produktion von Motion Group Pictures und Connectic Studio
präsentiert von BFI, in Zusammenarbeit mit Amaro Films

im Verleih von Salzgeber