ein Film von Wilhelm Prager
Deutschland 1924/25, 108 Minuten, deutsche Originalfassung
FSK 0
Digital restaurierte Fassung
Was ist der vollkommene Körper – und wie erhält man ihn? Mit diesen Fragen setzte man sich bereits vor 100 Jahren auseinander. Wilhelm Pragers und Nicholas Kaufmanns Dokumentarfilm „Wege zu Kraft und Schönheit“, der 1925 für die UFA-Kulturabteilung gedreht wurde, kritisiert zunächst die moderne Gesellschaft, die den menschlichen Körper durch industrielle Arbeit und Bürotätigkeit schwächt und deformiert. Nach dem Motto „Ein gesunder Geist lebt in einem gesunden Körper“ zielt der didaktisch aufbereitete Lehrfilm in sechs Kapiteln auf eine Wiederaneignung eines körperlichen Idealzustandes nach Vorbild der Antike ab und propagiert dazu vor allem die körperliche Ertüchtigung.
Radikal an Pragers Film ist vor allem seine freizügige Bildsprache: Der nackte oder wenig bekleidete menschliche Körper wird in stilisierten Dokumentarszenen bei den verschiedensten Betätigungen – Körperpflege, Gymnastik, Sport und Tanz – regelrecht gefeiert. In den 1920er Jahre traf das einen Nerv der Zeit: Es war Ausdruck eines neuen Körperbewusstseins, das sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Form der Lebensreformbewegung und des Naturalismus etabliert hatte. „Wege zu Kraft und Schönheit“ ist aber auch ein wertvolles filmhistorisches Dokument, das als ideologischer Vorläufer des nationalsozialistischen Körperkultes angesehen werden kann, wie er später etwa in Propagandafilmen von Leni Riefenstahl zelebriert wurde. Riefenstahl tritt in Pragers Film als Statistin in einer Tanzgruppe auf.
Nachdem „Wege zu Kraft und Schönheit“, einer der großen Klassiker des UFA-Kulturfilms, jahrzehntelang nur zensiert verfügbar war, erscheint er nun wissenschaftlich rekonstruiert, digital restauriert und mit einem neuen Musikscore der Münchner Elektronik-Formation 48nord versehen erstmals in seiner vollständigen Fassung auf DVD.
Regie
Wilhelm Prager, Nicholas Kaufmann
Manuskript und wissenschaftliche Bearbeitung
Nicholas Kaufmann
Photographie
Friedrich Weinmann, Eugen Hrich, Friedrich Paulmann
Zeitlupe
Jakob Schatzow, Erich Stöcker
Trickzeichnungen
Hans Büchel
Bauten
Hans Sohnle, Otto Erdmann, Jacek Rotmil, Willi Depenau, Gustav Hennig
Aufnahmeleitung
Artur Ohme
Rekonstruktion
Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Anke Wilkening
Material
Bundesarchiv-Filmarchiv, Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Filmarchiv Austria, Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
Digitales Mastering (2K)
L'Immagine Ritrovata – Conservation and Restoration
Musik (2016)
48nord (Ulrich Müller, Siegfried Rössert, Patrick Schimanski)
Musikproduktion
2eleven || zeitgenössische musik projekte
eine Auftragsproduktion von ZDF/ARTE
Redaktion Nina Goslar
eine Koproduktion von Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
ZDF in Zusammenarbeit mit ARTE
gefördert durch Mittel der FFA Filmförderungsanstalt für die Digitalisierung von Content
im Verleih von Salzgeber