Auf DVD

Wien vor der Nacht

ein Film von Robert Bober

Österreich / Deutschland / Frankreich 2016, 73 Minuten, deutsche Originalfassung

FSK 0

Kinostart: 9. März 2017

Zur DVD im Salzgeber.Shop

Wien vor der Nacht

Der französische Autor und Dokumentarfilmer Robert Bober ist seinem Urgroßvater nie begegnet. Wolf Leib Fränkel, geboren 1853, jüdischer Leuchtenmacher und -anzünder, ging 1904 fort aus seinem polnischen Heimatdorf und ließ sich nach einer verhinderten Auswanderung in die USA in der Wiener Leopoldstadt als Blechschmied nieder. Über ein Jahrhundert später begibt sich Bober dort auf Spurensuche: nach Erinnerungen an den Urgroßvater, die nicht seine eigenen sind, und nach dem Kind an der Hand des alten Mannes, das er hätte sein können.

Seine Erkundung wird zu einer Reise in die Zeit vor der langen Nacht des Holocaust, als Wien am Ende der Habsburger Monarchie kulturelle Weltstadt war und Heimat einer der größten jüdischen Gemeinden Europas. Bober streift über den Prater und durch die berühmten Kaffeehäuser, er besucht den Heldenplatz, auf dem Hitler im März 1938 den „Anschluss“ Österreichs an das „Dritte Reich“ verkündete, und den Stadttempel, die einzige Wiener Synagoge, die in der Pogromnacht im November desselben Jahres der Zerstörung entging. Das Leben seines Urgroßvaters rekonstruiert er aus den Biografien der vielen jüdischen Autoren, für die Wien vor dem Krieg zur Wahlheimat geworden war. Die Lebenserfahrungen von Joseph Roth, Stefan Zweig, Peter Altenberg und Arthur Schnitzler sowie deren literarische Stoffe von Entwurzelung, Exil und leiser Hoffnung sind für ihn untrennbar mit dem Leben des eigenen Urgroßvaters verschmolzen.

Wien vor der Nacht ist eine berührende Familiengeschichte, die sehnsuchtsvolle Annäherung an einen verlorenen Ort und eine tief persönliche Reflektion über jüdische Identität und Geschichte.

Trailer

Biografie

ROBERT BOBER ist ein französischer Schriftsteller und Filmemacher, der 1931 in Berlin als Sohn jüdischer, aus Polen stammender Eltern geboren wurde. 1933 floh die Familie vor den Nationalsozialisten nach Frankreich. Mit 16 ließ sich Bober zunächst zum Schneider ausbilden. Danach arbeitete er einige Jahre als Töpfer. In den Sommerferien leitete er Therapieprojekte für Kinder, insbesondere für Holocaustwaisen.

In den 1950er Jahren lernte Bober François Truffaut kennen und wurde für drei Filme – „Sie küssten und sie schlugen ihn“ (1959); „Schießen Sie nicht auf den Pianisten“ (1960) ; „Jules & Jim“ (1962) – sein Assistent.

Seit 1967 drehte er seinen ersten eigenen Dokumentarfilm für das französische Fernsehen, „Cholem Aleichem, un écrivain de langue yiddish“. Es folgten über 130 weitere lange und mittellange Filme. Schwerpunkt seiner filmdokumentarischen Arbeit sind die Nachkriegszeit, die Folgen des Holocaust und Kulturen des Erinnerns. 1979 drehte er zusammen mit dem Schriftsteller Georges Perec den Dokumentarfilm „Récits d’Ellis Island“, zu dem die beiden auch ein gleichnamiges Buch veröffentlichten. In den 90ern arbeitete er intensiv mit dem Drehbuchautor und Filmemacher Pierre Dumayet zusammen.

1993 debütierte Bober zudem als Romanautor. „Quoi de neuf sur la guerre?“ (dt. „Was gibt’s Neues vom Krieg?“, 1995) erhielt 1994 den renommierten Literaturpreis Prix du Livre Inter. Es folgten drei weitere Romane, von denen zwei ebenfalls ins Deutsche übertragen wurden.

Filme als Regisseur (Auswahl)
  • 1967

    „Cholem Aleichem, un écrivain de langue yiddish“

  • 1970

    „La génération d’après“

  • 1971

    „La cloche et ses clochardes“

  • 1972

    „T’es un adulte, toi!“

  • 1974

    „C’est ainsi qu’on invente le spectacle“

  • 1976

    „Réfugié provenant d’Allemagne: Apatride d’origine polonaise“

  • 1977

    „Adresse provisoire: Les Molines“

  • 1978

    „La photographie hors-cadre“

  • 1979

    „Récits d’Ellis Island (mit Georges Perec)“

  • 1987

    „Qu’est-ce qui se passe avec la culture?“

  • 1993

    „L’ombre portée“; „En remontant la rue Vilin“