Baby
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Baby

ein Film von Marcelo Caetano

Brasilien/Frankreich/Niederlande 2024, 106 Minuten, portugiesische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Kinostart: 20. März 2025

FSK: 16

Zur Besprechung in der sissy

Baby

Der 18-jährige Wellington wird aus der Jugendstrafanstalt entlassen. Seine Eltern sind während der zweijährigen Haftzeit weggezogen und haben ihm keinen Kontakt hinterlassen. Wellington muss sich alleine auf den Straßen São Paulos durchschlagen. In einem Pornokino lernt er den 42-jährigen Sexworker Ronaldo kennen. Der erfahrene Escort nimmt den jungen Mann unter seine Fittiche und zeigt ihm das Rotlichtmilieu, in dem auch Wellington unter dem Namen „Baby“ zu arbeiten beginnt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine ambivalente Beziehung, die von Nähe und Fürsorge, aber auch von Abhängigkeiten und latenten Gefahren geprägt ist.

In der Tradition von komplexen Szenefilmen wie „My Private Idaho“ und „Sauvage“ erzählt Regisseur Marcelo Caetano in „Baby“ die authentische und mitreißende Geschichte eines queeren Erwachsenwerdens im Sexworkermilieu. Er nähert sich den Figuren und Schauplätzen seines Films ohne Vorurteile und mit großer Empathie an und feiert die Solidarität zwischen den sexuellen Außenseitern, ohne die Schattenseiten des Milieus zu kaschieren. Für die Darstellung des Ronaldo wurde Ricardo Teodoro bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Rising Star Award der Louis Roederer Foundation ausgezeichnet. Mutiges und sexy queeres Kino aus Brasilien!

Trailer

IM KINO

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Interview
Marcelo Caetano über seinen Film

Wie ist die Geschichte von „Baby“ entstanden?

2017 begann ich damit, eine ganz einfache Geschichte über einen Jungen zu schreiben, der von zu Hause wegläuft, um in der Innenstadt von São Paulo ein freies Leben zu führen. Ich recherchierte intensiv, beschloss dann aber, die Perspektive zu wechseln. Wie wäre es, wenn es die Eltern wären, die ihren Sohn im Stich lassen? Durch diesen Perspektivwechsel wurde der Film noch einmal ergreifender. Wer sind diese Familien, die ihre Söhne im Stich lassen, und wer sind ihre Söhne? Ursprünglich sollte der Film Familie und Verlassenwerden thematisieren und dabei die Innenstadt von São Paulo zeigen, wo ich lebe. Über die Vorbereitungsphase hinweg, entwickelte sich „Baby“ dann aber zunehmend zu einer Liebesgeschichte.
Es ist schwierig, die Beziehung zwischen Baby und Ronaldo zu definieren. Sie ist voller Verlangen, aber auch voller Abhängigkeiten. Ihre Beziehung ist sehr komplex und ich wollte sie nach und nach entwickeln. In den Figurenporträts verflechten sich die Themen Familie, Arbeit und Stadt und konstruieren die Lebensgeschichten. Der Film entstand über einen Zeitraum von sieben Jahren, in denen ich Veränderungen in meinem Land miterlebte. Für vier Jahre war die extreme Rechte an der Macht. Die Stadt São Paulo und der Bundesstaat befinden sich immer noch in ihrem Griff. Ich habe das Gefühl, dass die Demokratie 2017, als ich begann an dem Projekt zu arbeiten, stärker war als es heute der Fall ist. Im Film schlagen sich deshalb widersprüchliche Energien nieder, denn Baby repräsentiert die Essenz Brasiliens.

Wie wolltest du São Paulo in „Baby“ darstellen? Die Stadt spielte ja bereits in deinem vorherigen Film „Body Electric“ eine zentrale Rolle.

Die Straße spielt in „Baby“ eine wichtigere Rolle. Auch intime Szenen sind durchgehend mit Stadtgeräuschen unterlegt, wodurch das Urbane immer präsent ist. Man hört es durch die Fenster rauschen. Die meisten Drehorte sind zu Fuß nur zehn Minuten von meinem Zuhause entfernt. Ich wollte jene Stadtteile abbilden, die in der Vergangenheit wohlhabend waren und eine wichtige Rolle für die Wirtschaft und das kulturelle Leben in São Paulo spielten. Heute sind diese Orte ein bisschen verwahrlost, trotz beginnender Gentrifizierung aber immer beliebter geworden. Es gibt Vielfalt und viel Leben, trotz der prekären Situation der Bewohner:innen. Es macht mir Spaß, die Körper zu filmen, die eine sich verändernde Stadt bevölkern, auch wenn die Stadt selbst sie manchmal ablehnt; dieselben Körper, die manche gerne aus dem öffentlichen Raum verschwinden sehen würden.

Wie gestaltete sich der Dreh auf den Straßen São Paulos?

Ich habe vorher ausgiebig mit den Schauspieler:innen geprobt, sodass wir dramatische Szenen auf der Straße drehen konnten. Ich habe mich mit der Kamera hinter einem Baum oder einem Auto versteckt und ließ die Schauspieler:innen spielen, während die Passant:innen sie beobachteten und ihnen zuhörten. Kino sollte meiner Meinung nach ein Spiegelbild jenes Augenblicks sein, in dem wir gerade leben. Ich möchte, dass meine Geschichten in 40 oder 50 Jahren in gewisser Weise das echte Leben widerspiegeln, das ich mitgefilmt habe. Hätte ich die Umgebung abgeschottet, wären der dokumentarische Aspekt und damit die Lebendigkeit, die ich erreichen wollte, verloren gegangen.
Wir haben mit versteckten Kameras gefilmt und konnten auf diese Weise das Leben in der Stadt einfangen. Die zwei Kameras, die wir hatten, haben wir manchmal sehr dicht an die Schauspieler:innen positioniert, manchmal mit etwas Abstand. Wir haben 120-mm- und 140-mm-Zoomobjektive verwendet. Die Idee war dabei, die Charaktere aus der Entfernung zu beobachten und zu verfolgen. Deswegen spielte auch der Zufall eine wesentliche Rolle beim Filmen. Man kann schließlich nicht genau planen, wer oder was ins Bild kommen wird. Diese Herangehensweise bringt immer Spannung und eine Dosis Adrenalin mit sich. Die Dreharbeiten waren sehr intensiv, aber die beiden Kameraleute und ich wollten, dass das Leben in die Bilder eindringt.

Kannst Du das Konzept hinter den vielen Zooms genauer erläutern?

Wenn wir in einer Stadt mit 20 Millionen Einwohner:innen drehen und versuchen, einzelne Personen zu porträtieren, zoomen wir automatisch heran. Ich wohne in der Allee, in der ich den Film gedreht habe. Tausende von Menschen gehen ständig an meinen Fenstern vorbei. Wenn ich rausschaue, ist es ein bisschen so, als würde ich heranzoomen. Meine Aufmerksamkeit richtet sich auf jemanden, den ich unter den Passant:innen interessant finde. Das ist es, was ich in meinem Film zeigen will: diese Singularitäten, die im Laufe des Tages in der Menge verschwinden und sich auflösen.
„Baby“ ist ein Film über die Bewegung der Stadt und der Gefühle. Er muss ständig in Bewegung sein. Das haben wir zur Regel gemacht. Wenn es nicht die Figuren sind, die sich bewegen, dann sind es die Kameras, oder die Hintergründe, beispielsweise mit den vorbeifahrenden Autos. Das ist das Prinzip des Films. Es gab aber auch Szenen, bei denen es unmöglich war, auf diese Weise zu drehen. In dieser Hinsicht unterscheidet sich „Baby“ sehr von „Body Electric“, der in seiner Beobachtung fast dokumentarisch war, weswegen ich nur wenig mit Kamerabewegungen gearbeitet habe. In „Baby“ glaube ich, dass die Figuren gehen und sich bewegen müssen und nicht die ganze Zeit an einem Ort bleiben dürfen. Die Kamera musste also Schritt halten. Für uns war es ein sehr körperlicher Dreh. Wir haben die Figuren die ganze Zeit über begleitet. Wir liefen, wir waren im Bild, die Kamera bewegte sich, und das ganze Team bewegte sich mit ihr. Diese Art des Filmens hat mich sehr angeregt, denn ich war dem kontemplativen Kino überdrüssig, bei dem der Schwerpunkt auf dem Beobachten liegt, auf dem Stillsitzen und darauf, dass sich in den Aufnahmen Realität graduell abbildet.

Was hat Dich dazu inspiriert, diese Geschichte einer unmöglichen Liebe zu schreiben?

„Baby“ ist in seiner Form eine Hommage an Wong Kar-Wai, aber auch an die Filme der 90er Jahre von Pedro Almodóvar und Claire Denis. Diese leidenschaftlichen Liebesgeschichten haben mich während des gesamten Prozesses des Schreibens und der Proben für den Film begleitet. Ich wollte wie diese Regisseur:innen eine Geschichte über unmögliche Liebe erzählen. Baby findet jemanden, der ihm hilft. Ronaldo und er bauen auf Abhängigkeit und Liebe eine Beziehung auf, die aber so intensiv ist, dass es ihnen schwerfällt, sie aufrechtzuerhalten. Ein Film hat in diesem Sinne einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen: „Die Regenschirme von Cherbourg“. Die Sozialwohnung, in der Baby und seine drei Freund:innen am Ende des Films leben, nutzt die gleichen Farben und reproduziert die gleichen räumlichen Vorstellungen wie der Film von Jacques Demy. Auch Wong Kar-Wais „Happy Together“ hat mich sehr inspiriert. Auch bei ihm ist es am Ende nicht die große Liebe, die Bestand hat.

Was treibt die Bewegungen Deiner Figuren an?

Diese Idee der Bewegung hängt mit der Situation meiner Figuren zusammen, die gesellschaftlich nicht viel Ansehen genießen. Ronaldo ist ein bisschen wie ein Zug: Er verkörpert diese Kraft, diese Energie, die ihn vorwärtstreibt. Er hat nicht viele Probleme mit seiner Vergangenheit, er bewegt sich immer vorwärts. Er lehrt Baby, der wiederum Narben und Traumata aus seiner Jugendzeit mit sich herumträgt, Widerstandsfähigkeit. Ronaldo bringt Baby bei, sich vorwärts zu bewegen und nicht mehr in der Vergangenheit zu leben. Diese Bewegung zu lernen, eine Bewegung in Richtung Zukunft, überschneidet sich mit dem, was sie als Paar lernen. Der Film zeichnet sich durch sehr starke emotionale Bewegungen aus. Meine eigene Familie kommt aus der Provinz und ich habe in São Paulo gelebt. Es ist immer schmerzhaft, in die eigene Vergangenheit zurückzukehren, zu seiner Familie zurückzukehren, und dabei einen Schritt zurückzumachen. Wenn wir überleben und in Frieden leben wollen, müssen wir immer in die Zukunft blicken.

Die Familie steht im Mittelpunkt Deines Films. Es gibt die biologische Familie von Baby und die Familie, die er am Ende wählt. Kannst Du etwas über diese Wahlfamilie und die Rolle des Voguing in dem Film erzählen?

Ich glaube, dass es in „Baby“ sogar drei Familien gibt: Babys biologische Familie, die Familie, die er mit Ronaldo bildet, und die Vogue-Familie. Letztere kann ihm, wie die anderen, nicht das Beste bieten, weil wirtschaftliche Mittel fehlen. Baby und seine Freund:innen treten in Bussen oder auf der Straße auf, um etwas Geld zu verdienen. Die perfekte Familie gibt es nicht, aber trotz der Komplexität der Situationen ist es möglich, Liebe und Schutz zu erhalten. Ich weiß nicht, ob Baby sich diese dritte Familie ausgesucht hat. Sie hat ihn aufgenommen. Vielleicht wird sie nur vorübergehend bestand haben. Damit sind wir wieder bei der Idee der Bewegung. Baby geht durch all diese Familien, ohne zu wissen, wohin sie ihn führen werden. Diese alternativen queeren Familien sind repräsentativ für die Realität in São Paulo und generell in Brasilien. Es gibt einen sehr konservativen Diskurs über die Verteidigung der biologischen Familie. Meine Filme richten sich immer gegen diese Idee. Ich denke, die biologische Familie hat einen Platz, aber sich für andere Familien entscheiden zu können, ist ebenfalls sehr wichtig.

Dein Film beginnt mit Babys Entlassung aus der Jugendstrafanstalt. Während der gesamten Geschichte hat man das Gefühl, dass er von nichts mehr festgehalten werden will, weder von einer Liebesbeziehung noch an einem Ort. War dieses Streben nach Freiheit der zentrale Punkt beim Schreiben der Figur?

Ja. Ich denke, das ist der wichtigste Punkt. Ich habe mit vielen jungen Menschen gesprochen, die auf den Straßen São Paulos leben. Dort gibt es fast 80.000 Obdachlose, von denen viele trans, LGBTQIA+ und Schwarz sind. Ich habe sie interviewt und Zeit mit ihnen verbracht. Das Leben auf der Straße ist nichts, wofür sie sich entschieden haben. Aber vor die Wahl gestellt, lieber obdachlos zu sein oder in einer gewalttätigen Familie zu landen, ziehen junge Menschen die Gefahren der Straße vor. Wenn Baby aus dem Gefängnis kommt, hat er nicht die Mittel, seine Freiheit auszukosten. Er versucht aber, sie an verschiedenen Orten zu erleben und seine Erfahrungen zu multiplizieren. Ich weiß nicht, ob ihm das vollständig gelingt. Mein Film sieht die Freiheit als eine Erfahrung in einer Welt des ständigen Wandels.

Wie hast Du deine Schauspieler João Pedro Mariano (Wellington/Baby) und Ricardo Teodoro (Ronaldo) gefunden?

Als Casting-Direktor arbeite ich vor allem für die Filme von Kleber Mendonça Filho. In der Regel mache ich einen Aufruf über Social Media. Für „Baby“ haben wir über 2.000 Bewerbungen von jungen Leuten zwischen 16 und 24 Jahren erhalten. Wir luden diese jungen Profi-Schauspieler zum Vorsprechen ein, um zu sehen, ob die Chemie mit Ricardo Teodoro, der Ronaldo spielt, stimmt. Ihn hatte ich bereits bei einem früheren Casting für eine Fernsehserie kennen gelernt, bei der ich Regie führte. Dann haben wir improvisiert, um zu sehen, wie es mit den anderen Figuren funktioniert. Die Chemie zwischen João Pedro Mariano und Ricardo Teodoro war offensichtlich. Mein Casting-Ansatz ist politisch: Ich glaube, dass ich als Regisseur eine Verantwortung habe. Für mich ist es sehr wichtig, neue Talente zu entdecken. Ich glaube, dass dies dem Kino neues Leben einhaucht und man auf diese Weise das brasilianische Starsystem in Frage stellen kann. Wenn man in der Lage ist, Leuten Arbeit zu geben, warum sollten wir dann immer mit denselben Schauspieler:innen arbeiten? Ich finde so etwas unverantwortlich. Indem wir neue Talente wie João Pedro Mariano entdecken, setzen wir ein politisches Zeichen.

Die Kamera scheint besonders von Babys Gesicht fasziniert zu sein. Warum hast Du Dich entschieden, so nah heranzugehen?

Die Nähe der Kamera bedeutet eine große Verantwortung für den Schauspieler. Während der Proben habe ich ihm gesagt, dass die Kamera immer auf sein Gesicht gerichtet sein würde und dass sie nie aufhört, ihn zu beobachten. Er musste also eine Vielzahl von Emotionen fühlen und sie auf seinem Gesicht ausdrücken. Unsere Gespräche zielten darauf ab, Gefühle in ihm auszulösen, von denen er nicht wusste, dass sie da sind. Wir haben viel über sein persönliches Leben gesprochen, seine Erfahrungen, nicht um sie im Film zu verwenden, sondern damit er sie in seinem Gesicht ausdrücken konnte. Die Kamera ist auch sehr nah an Ronaldos Gesicht, Ricardo Teodoro hat aber mehr Erfahrung. Er spielt seit 20 Jahren Theater und hat mehr Ressourcen, um diese Gefühle in sich selbst zu finden. Dieser Ansatz hängt mit der Idee zusammen, an jemanden heran zu zoomen und ihm sich ihm auf diese Weise zu nähern. João Pedro Mariano hat auch selber umfangreich recherchiert. Er besuchte Jugendstrafanstalten und verbrachte Zeit mit den jungen Häftlingen.

Soll Baby das impressionistische Porträt einer Stadt sein, in der sich die Reichen mit den Ärmsten mischen? Ich denke vor allem den wohlhabenden Liebhaber von Baby, der ihn schließlich zurückweist. Ist das Angst oder klassenbasierte Abneigung?

Das ist absolut die Abneigung gegen ihn, weil er einer anderen sozialen Schicht angehört. In einer früheren Version des Drehbuchs stand das sogar ausdrücklich drin. Wir haben uns dafür entschieden, die Szene grausam zu halten, in der der Mann sich ein Telefon zurückholt, das er nicht braucht. Ein simples Machtspiel. Während meiner Recherche habe ich einige Jungen auf der Straße getroffen, die sich prostituierten. Sie hatten sehr wohlhabende Kunden, die nie mit Geld bezahlt haben, sondern mit schicken Restaurants oder Reisen. Sie behandelten sie als entbehrlich. Und auch die Beziehung zwischen Baby und Ronaldo ist von wirtschaftlicher Abhängigkeit geprägt. Aber zwischen ihnen herrscht Solidarität. Außerdem ist Baby für Ronaldo unentbehrlich. Als Baby schließlich in dieser luxuriösen Wohnung ankommt, beschließt er, Ronaldo abzuweisen. Er fühlt sich frei, aber gleichzeitig zwingt der Liebhaber ihm seine Regeln auf. Diese Freiheit ist also relativ.

Der Charakter von Ronaldo ist mehrdeutig. Wolltest Du die ganze Verletzlichkeit unter seiner maskulinen Fassade zeigen?

Ich denke, Ronaldo versucht sein Bestes. Er hat seine Überzeugungen, seine Ideen. Er will Baby beschützen. Aber gleichzeitig ist er völlig ahnungslos. Er ist überwältigt von seinen Gefühlen. Er weiß nicht, wie er damit umgehen soll. Er versucht, die Kontrolle zu behalten, aber es fehlen ihm die Mittel. Und dann ist er auch ein bisschen egoistisch. Ronaldo ist der Beweis dafür, dass Beziehungen komplex sind, und genau das liebe ich an ihm. Es gibt immer Asymmetrien und Machtspiele. Es war sehr interessant, eine Macho-Figur mit dieser Verletzlichkeit zu zeigen. In der Welt der Prostitution gibt es eine große Nachfrage nach sehr maskulinen Männern wie Ronaldo. Die Schuldgefühle und die Tatsache, dass er Baby vermisst, schwächen ihn sehr, und das ist es, was mich an ihm berührt. Der Film zeigt durch diese beiden Figuren einen Konflikt zwischen dem Weiblichen und dem Männlichen. Babys Narben resultieren aus seiner Weiblichkeit: In der Schule und im Gefängnis war er Opfer von Gewalt, und seine Familie hat ihn deshalb verstoßen. Er wird als jemand angesehen, den man verprügeln muss, um ihm diesen weiblichen Teil auszutreiben. Ronaldo ist das Gegenteil davon. Er hat einen hyper-maskulinen Charakter erfunden, um zu überleben.

Biografie

MARCELO CAETANO (Regie) wurde 1982 in Belo Horizonte geboren und lebt seit 2004 in São Paulo, wo er Sozialwissenschaften studierte. Sein erster Spielfilm „Body Electric“ (2017) feierte beim Internationalen Filmfestival Rotterdam Premiere. Danach inszenierte er für den brasilianischen Sender Canal Brasil die TV-Serien „Hit Parade“ (2021) und „Notícias Populares“ (2023). Caetano arbeitete als Regieassistent und im Bereich Casting für Filme wie „Tatuagem“ (2013), „Bacurau“ (2019), „Aquarius“ (2016) und „Neon Bull“ (2015). Er ist einer der Gründer von Desbun Filmes. „Baby“, seine zweite Regiearbeit, feierte im Mai 2024 Weltpremiere in Cannes in der Semaine de la Critique.

JOÃO PEDRO MARIANO (Wellington/Baby) schloss sein Schauspielstudium an der SP Escola de Teatro ab und ist Mitbegründer von A.Bordar. Das Künstler:innenkollektiv hat es sich zur dessen Aufgabe gemacht, Opfern von Gewalt und Missbrauch Körper und Stimmen zur Verfügung zu stellen, um ihre Geschichten zu erzählen. João stand außerdem für die McDonalds-Werbekampagne „Snacks for the World Cup“ vor der Kamera, sowie für „Riot Games“. Für „Baby“, seinen ersten Kinofilm, wurde João beim Rio Film Festival 2024 als Bester Schauspieler ausgezeichnet. Er ist in „Tremembé“ (2025), einer Amazon-Prime Serie über das berüchtigte Tremembé-Gefängnis in São Paulo, zu sehen.

RICARDO TEODORO (Ronaldo) wurde in Governador Valadares geboren und wuchs in der Gemeinde São José de Safira im Bundesstaat Minas Gerais auf. Seit 2018 lebt er in São Paulo. Er hat einen Abschluss in Performancekunst vom Casa das Artes Laranjeiras (CAL) und in Kulturmanagement von der SENAC-SP. Bevor er 2008 begann, als Theaterschauspieler erste Erfolge in Curituba, Rio de Janeiro und São Paulo zu feiern, arbeitete Ricardo als Minenarbeiter sowie als Ticketverkäufer. Neben dem Theater war er in mehreren Serien und Filmen zu sehen. Außerdem hat er als Regisseur vier eigene Kurzfilme realisiert. Für seine Rolle in „Baby“ gewann Ricardo in Cannes in der Semaine de la Critique den Rising Star Award als Beste:r Nachwuchsschauspieler:in.

Credits

Crew

Regie

Marcelo Caetano

Buch

Marcelo Caetano, Gabriel Domingues

Kamera

Joana Luz, Dafb, Pedro Sotero, Abc

Schnitt

Fabian Remy

Tonschnitt & -mischung

Graciela Barrault A.F.S.I, Lucas Coelho, Max Van Den Oever

Musik

Bruno Prado, Caê Rolfsen

Setdesign

Thales Junqueira

Koproduzent:innen Frankreich

Juliette Lepoutre, Pierre Menahem

Koproduzent:innen Niederlande

Stienette Bosklopper, Maarten Swart

Produzenten

Beto Tibiriçá, Ivan Melo, Marcelo Caetano

Cast

Baby

João Pedro Mariano

Ronaldo

Ricardo Teodoro

Priscila

Ana Flavia Cavalcanti

Jana

Bruna Linzmeyer

Torres

Luiz Bertazzo

Alexandre

Marcelo Varzea

Zika

Patrick Coelho

Pink

Kyra Reis

Dayvid

Baco Pereira

Tia Sueli

Sylvia Prado

Prima Sonia

Ariane Aparecida

Allan

Victor Hugo Martins

Rose

Kelly Campello

Eine Produktion von Cup Filmes/Desbun Filmes/Plateau, Produções (Brasilien), Still Moving (Frankreich), Circe Films & Kaap Holland (Niederlande)
in Koproduktion mit SPCine, Telecine, Vitrine Filmes and Canal Brasil
gefördert von ANCINE – Agência Nacional do Cinema
mit Unterstützung von Aide Aux Cinémas Du Monde, Centre National Du Cinéma Et de L’Image Animée e do Institut Français, HBF – Hubert Bals Fund of International Film Festival Rotterdam and NFF – Netherlands Film Fund

im Verleih von Salzgeber

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