ein Film von Sylvie Kürsten
Deutschland 2025, 93 Minuten, deutsche Originalfassung
FSK: 0
Wie lassen sich die Grenzen des Sag- und Sichtbaren durch Kunst verschieben – trotz oder gerade wegen aller Widerstände? Vor gut 50 Jahren erklärte eine Handvoll Künstler:innen die einstige sozialistische Vorzeigestadt Chemnitz/Karl-Marx-Stadt zur avantgardistischen Happening-Zone. Ob stumme Performances oder Pleinairs an der See, überbordende Künstlerfeste oder kaltnadelradierte Kollektivwerke – die Künstlergruppe Clara Mosch und die genossenschaftlich organisierte Galerie Oben haben seit den 70er Jahren bewiesen, dass Kunst in der DDR frei sein kann. Und westlichen Vorbildern wie Joseph Beuys in nichts nachsteht.
Mit ihrem Dokumentarfilm „Go Clara Go: die Kunst des kreativen Widerstands“ legt die Regisseurin Sylvie Kürsten ein Ausnahmekapitel ostdeutscher Kunstgeschichte offen. Zusammen mit den Protagonist:innen von damals spürt sie der kreativen Energie dieses subkulturellen Durchlauferhitzers am sächsischen Erzgebirgsrand nach – und taucht tief ein in diese legendäre DDR-Parallelwelt, in der Kunst und Leben immer zusammen gehörten. Das zog zahlreiche Fans an, aber auch die Spitzel der Stasi. Ein filmisches Fest für die nonkonforme Kunst aus dem Osten und eine Hommage an die Heimat. Und zwar pünktlich zum europäischen Kulturhauptstadtjahr 2025, wenn Chemnitz das Kunstpublikum aus aller Welt empfängt.
ab Donnerstag, 26. Juni
ab Donnerstag, 26. Juni
am Donnerstag, 26. Juni um 20:00 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Sylvie Kürsten & Protagonist:innen
ab Donnerstag, 3. Juli
ab Donnerstag, 26. Juni / Freitag, 27. Juni um 18:00 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Sylvie Kürsten
ab Donnerstag, 26. Juni
Premiere am Dienstag, 24. Juni um 19:00 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Sylvie Kürsten & Protagonist:innen
ab Donnerstag, 26. Juni
ab Donnerstag, 26. Juni
am Mittwoch, 25. Juni um 19:30 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Sylvie Kürsten & Protagonist:innen
ab Donnerstag, 26. Juni
Sonntag, 6. Juli / Montag, 7. Juli
ab Donnerstag, 17. Juli
ab Donnerstag, 26. Juni
ab Donnerstag, 10. Juli
Da, wo es besonders wenig zu lachen gibt, muss man umso lauter lachen.
2017 hält ein Zeitungsartikel die halbe deutsche Kunstwelt – und auch mich – in Atem: Ein sächsischer Kunstwissenschaftler kritisiert, dass ein westdeutsch dominierter Kunstbetrieb die kunstgeschichtliche Epoche aus der DDR zwischen 1945 und 1990 ohne Not ins Depot entsorgt. Er wettert gegen die Auslöschung des kulturellen Gedächtnisses dieses Landes, fordert eine sogenannte „Wende an den Wänden“. Und genau diese Parole treibt mich als Filmemacherin aus dem Osten von diesem Moment an.
Seit 2011 realisiere ich Filme über Kunst, interviewe Künstler, portraitiere Museen – doch die Kunst aus meinem Heimatland war lange ein blinder Fleck. Ich kannte Monet und Michelangelo, aber keinen Mattheuer, geschweige denn die Mosch. Diese kleine renitente Gruppe, welche die Kulturpolitiker des Landes vor 50 Jahren zum Narren hält und die offizielle Doktrin sozial-realistischer Erbauungskunst unterwandert. Mit häufig sehr kleinen, aber großartigen, nonkonformen Werken. Und vor allem mit Aktionen, die nicht nur den klassischen Kunstrahmen, sondern auch kulturpolitische Vorgaben sprengen.
Ihnen und ihrer unverbrüchlichen Energie ist dieser Film gewidmet. Denn der Kampf, kulturelle Räume zu erhalten, und der Zwang, mit Machthabern jonglieren zu müssen, ist in Zeiten von aufstrebenden Autokratien und entgrenztem Kapitalismus wieder hochaktuell. Die künstlerischen Stehaufpuppen aus Karl-Marx-Stadt haben bei ihren Künstlerfußballfesten und legendären Mittwochsveranstaltungen eine kreative Widerstandstaktik erprobt, von der wir heute lernen können.
Spätestens jetzt braucht es einen Film über die Gruppe Clara Mosch – es ist genau der richtige und vielleicht auch der letzte Moment, in dem wir von den Erfahrungen dieser schrägen, aber doch immer freien und humorvollen Vögel lernen können.
Sylvie Kürsten (Buch & Regie), 1979 in Ludwigsfelde geboren, arbeitet seit 2011 als Dokumentarfilmregisseurin. Ihre Filme, die meist im Spannungsfeld von Kunst und Gesellschaft angesiedelt sind, beschreibt sie als „HinterSINNlich“: mit möglichst viel Bedeutung aufgeladen, aber immer poetisch und selten ohne Augenzwinkern. Nach der Masterclass Non-Fiction an der ifs Köln 2019 lotet die Filmemacherin kontinuierlich die erzählerischen Möglichkeiten des dokumentarischen Formats aus. Seit Beendigung ihres Redaktionsvolontariats beim Norddeutschen Rundfunk 2008 arbeitet Sylvie Kürsten auch als freie Kulturjournalistin für TV-Magazine sowie die Hörfunkwellen der ARD. Des Weiteren unterstützt sie das live-journalistische Show-Format JIVE. Für ihre Arbeiten hat sie unter anderem einen Grimmepreis gewonnen, war zu Gast beim Theatertreffen Berlin und beim Beirut Art Film Festival eingeladen.
Filmografie (Auswahl):
2015
„Kunst und Verbrechen. Schmuggel – Venus auf Abwegen“ (TV-Dokumentation)
2018
„Wahnsinnswerke. Nora“ (TV-Dokumentation)
2021
„Musikerduelle. Schönberg vs Stravinsky“ (TV-Dokumentation)
2022
„Von der Fabrik zur Kunst. Muzeum Sztuki Lodz“ (TV-Dokumentation)
2022
„Tamara de Lempicka – Königin der Moderne“ (TV-Dokumentation)
2025
„Go Clara Go: die Kunst des kreativen Widerstands“
mit
Gregor Torsten Kozik, Thomas Ranft, Dagmar Ranft-Schinke, Michael Morgner, Gunar Barthel, Nora Barthel, Olivia Glaser, Georg Girardet, Tabea Wendenburg, Isotta Poggi
Buch & Regie
Sylvie Kürsten
Bildgestaltung
Martin Langner
Montage & Visuelles Design
Johannes Girke
Musik
Fabian Russ, Orchestronik
Tänzerin
Anna Weißenfels
Sprecherin
Jule Böwe
Sounddesign & Mischung
Jörg Höhne, Andrea Würth, Nicola Fanari, Dietrich Körner
Grading
Till Beckmann
Ton
Ullrich Menges, Alfred Tesler
Zusätzliche Kamera
Chris Trieloff, Anne Misselwitz, Roman Schlaack, Valentin Kuehn
Zusätzlicher Ton
Karsten Höfer, Martin Kleinmichel, Lutz Leischke, Lotta Sahlstedt, Zora Butzke, André Klar
Projektionsdesign
Bodo Gottschalk
Grafik/Titeldesign
Johannes Girke
Produzenten
Gregor Streiber, Friedemann Hottenbacher
Produktionsleitung MDR
Evelyn Wenzel
Redaktion MDR
Thomas Beyer
eine Produktion von inselfilm
im Koproduktion mit dem Mitteldeutschen Rundfunk
gefördert durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und die MV Filmförderung
im Verleih von Salzgeber