ein Film von Erich Schmid
Schweiz 2008, 95 Minuten, deutsche Originalfassung
FSK 0
Kinostart: 4. Dezember 2008
Bauhaus-Schüler, bildender Künstler, Designer, Erbauer und Rektor der Hochschule für Gestaltung in Ulm – Max Bill ist einer der ganz großen, Epoche machenden Künstler des 20. Jahrhunderts. Doch was steckt hinter den Gestaltungsprinzipien von Max Bill? In seinem dokumentarischen Porträt „Max Bill – Das absolute Augenmaß“, das zu Bills 100. Geburtstag (22.12.2008) in die Kinos kommt, sucht Regisseur Erich Schmid die Antworten im Spannungsfeld zwischen Kunst und Politik, zwischen kreativer Vision und gesellschaftlicher Verantwortung.
Max Bill (1908–1994) war der wohl bedeutendste Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts und der berühmteste Student, der aus dem legendären Bauhaus in Dessau hervorgegangen war. Ein Antifaschist der ersten Stunde, und sein ganzes avantgardistisches Werk als Maler, Bildhauer, Architekt und Typograf trägt bis zum Schluss Züge einer sozialen Verantwortung und eines Umweltbewusstseins, das inzwischen eine geradezu unheimliche Aktualität erhalten hat. Um Bills Œuvre im Zusammenhang mit seiner Biographie verstehen zu können, realisierte Erich Schmid den Dokumentarfilm „Max Bill – Das absolute Augenmaß“. Sechs Jahre lang hat er daran gearbeitet, damit der Film rechtzeitig zum 100. Geburtstag von Max Bill (am 22. Dezember 2008) auf der großen Leinwand die Augen für viel Unbekanntes öffnen kann.
Die Grundvoraussetzung für den Einbezug des Publikums in die Handlung des Films war zuerst einmal, dass man das komplizierte und lange Leben von Max Bill in seinen inneren und äußeren Zusammenhängen versteht. Kompliziert war die Ausgangslage, weil es Widersprüche gab und viele zeitliche, geografische und thematische Elemente, welche das vielseitige Leben und Schaffen der Figur ausmachten – und die es unter einen Hut zu bringen galt, damit man die inneren Zusammenhänge derselben erkennen kann und nicht eine spannend montierte anekdotische Aneinanderreihung von Episoden konsumieren muss, bei der zum Schluss nicht viel mehr bleibt außer Staunen. Damit dies nicht passiert, musste ich dem Grundsatz folgen, dass man die Dinge umso einfacher darstellen muss, je komplizierter sie sind.
Ich musste die Lösung meinerseits in jenem Gestaltungsprinzip finden, das auch das Werk des porträtierten Max Bill auszeichnet: in der Schönheit der Reduktion und darüber hinaus in einem Rhythmus, der das Eingreifen des Publikums ermöglicht. Daraus ergibt sich von selbst ein epischer Film. Man hätte sich allenfalls auch etwas anderes vorstellen können, rasche Schnitte und atemberaubende Einstellungen, um das künstlerische Œuvre von Max Bill biografisch Revue passieren zu lassen in einer Orgie von skulpturalem Licht und Schatten und den knalligen Grundfarben der konkreten Bilder. Das Ganze hätte man effektvoll, wo nötig, mit einem gesprochenen Text und eindringlicher Musik untermalen können. Aber daraus wäre Max Bill nur noch unbegreiflicher geworden, als er es ohnehin schon war (und als es im Grunde jeder Mensch ist). Es galt eben auch in der Darstellungsweise eine gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, wie Bill sie auch immer der Kunst abverlangt hatte: wenigstens dort die Zusammenhänge begreiflich zu machen, wo dies möglich ist.
Die Werke, sagte ich mir, sollte man eigentlich besser im Original anschauen, weil jede Abbildung sofort einen illustrativen Charakter bekommt und den „subversiven Glanz“ verliert, der nur dem Original innewohnt. Dennoch zeigte ich sie immer wieder, aber mit Zurückhaltung und nur soweit ich sie brauchte, um die inneren Zusammenhänge zwischen Werk und Biografie aufzuzeigen. In dieser Hinsicht ergab sich mit der Zeit ein immer engmaschigeres Referenzsystem.
ERICH SCHMID (Regie), geboren 1947 und aufgewachsen in Frauenfeld, Schweiz, lebt im Haus von Max Bill in Zumikon, 1976–1986 Reporter beim „Tages-Anzeiger“.
Filme und Bücher1986
„Verhör und Tod im Winterthur“, Buch im Limmat Verlag
1987
Drehbuch zum Film „Verhör und Tod im Winterthur“, mit Richard Dindo
1988
„Indischer Frieden in Sri Lanka“, Dokumentarfilm, 35 Min.
1989
„Geständnisse in Mamak“, Dokumentarfilm (CH/TR), 52 Min.
1990
„Kumar“, Kurzgeschichte in Anthologie, CH-Arbeiterliteraturpreis, Chronos Verlag
1991
„Jeevan“, Dokumentarfilm (CH/LK), 35 Min.
1992
Drehbuch zum Film „Er nannte sich Surava“
1992
Recherche zum Film „Gasser & Gasser“
1995
„Er nannte sich Surava“, Kino-Dokumentarfilm, 80 Min.
1995
„Wir rochen den braunen Tang“, Essay
1996
„Abschied von Surava“, Buch im Wolfbach Verlag
2001
„Meier 19“, Kino-Dokumentarfilm, 98 Min.
2002
„Mord auf dem Rütli“, Kriminalroman in Arbeit
2008
„Max Bill – Das absolute Augenmaß“, Kino-Dokumentarfilm, 93 Min.
Filmpreise
Hauptpreis Viper Filmfestival Luzern, Filmpreis Stadt Zürich, Auszeichnung Cinéprix Telecom, MediaNet Award München, Besondere Erwähnung: Semaine de la Critique Locarno
Festivals (Auswahl)
International Festival of Documentary of Bilbao, 2th Calcutta International Filmfestival Film Festival, Troia Portugal, Festival Cinematografica Internacional Uruguay, Internationale Münchner Filmwochen, Diagonale Salzburg, Solothurner Filmtage, Internationales Filmfestival Locarno, Berlin & Beyond San Francisco, Schweizer Filme in Moskau
2003
in Vancouver, Edmonton, Boston, Montreal, Toronto, Chicago, Madison
Buch & Regie
Erich Schmid
Kamera
Ueli Nüesch
Ton
Dieter Meyer, Florian Eidenbenz
Schnitt
Antoine Boissonnas
Mitarbeit
Georg Janett, Richard Dindo
Musik
André Bellmont
gespielt von
Daniel Schenker, Christoph Grab, Adrian Frey, Dominique Girod, Selmar Frey
eine Produktion der Ariadnefilm GmbH
im Weltvertrieb von Accent Films International LTD
im Verleih von Salzgeber