ein Film von Sabine Herpich
Deutsch 2024, 109 Minuten, deutsche Originalfassung
Kinostart: 15. Mai 2025
Barbara Morgenstern, Pionierin des lyrischen Elektro-Pop, arbeitet an einem neuen Album. In ihrer Wohnung entstehen erste Texte und Harmonien. Bei den Proben mit ihrer Band feilt sie an Arrangements. Es folgen die Aufnahmen in den legendären Berliner Hansa-Studios, Pressefotos, die Gestaltung des Plattencovers, ein erstes Musikvideo, die Tourplanung. Im Hintergrund gibt es Fragen: Wie experimentell darf das Album werden, wie politisch soll es sein, in welchem Format kann es live präsentiert werden? Am Ende steht Morgenstern auf der Bühne, um das erste Mal für ihre Fans die neuen Lieder zu spielen, die Lieder von „In anderem Licht“.
Mit zugewandtem, ruhigem Blick begleitet die Regisseurin Sabine Herpich („Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist“) in ihrem Film Morgensterns künstlerischen Arbeitsprozess von den ersten intuitiven Ideen bis zur Live-Performance. Die Entstehung des Albums gelingt, weil die einzelnen Stimmen aufeinander hören. Wie nebenbei entwickelt sich so das intime Porträt einer Künstlerin, für die Musik Rückzugsort, Trost und Freundschaft ist – und das Mittel der Wahl, um über die eigene Position in der Welt nachzudenken. Ein Film über die Liebe zur Sache.
DOK Premiere am Mittwoch, 14. Mai um 17.30 Uhr in Anwesenheit von Sabine Herpich & Barbara Morgenstern
am Sonntag, 11. Mai um 17:30 Uhr mit anschließendem Konzert ab 20:15 Uhr
am Mittwoch, 23. April um 21:00 Uhr mit Solo-Konzert von Barbara Morgenstern
am Donnerstag, 1. Mai um 18:00 Uhr / am Samstag, 3. Mai findet im Jazzclub Karlsruhe ein Konzert von Barbara Morgenstern mit Band statt
ab Donnerstag, 15. Mai
ab 15. Mai. Am Donnerstag 15.5. 18.30 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Sabine Herpich
am Mittwoch, 21. Mai um 19:00 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Sabine Herpich
ab Donnerstag, 15. Mai
ab Donnerstag, 15. Mai
ab Donnerstag, 15. Mai
am Donnerstag, 22. Mai + anschließendes Konzert
ab Donnerstag, 15. Mai
Wann bist Du das erste Mal auf die Arbeit von Barbara Morgenstern aufmerksam geworden? Und was fandest Du so spannend daran bzw. an ihr als Künstlerin, dass Du einen Film darüber bzw. über sie machen wolltest?
Von meinem früheren Mitbewohner habe ich eine CD von Barbara Morgenstern geschenkt bekommen, das ist schon etwa 20 Jahre her, seitdem ist mir ihr Name ein Begriff. Als ich darüber nachgedacht habe, welches Filmprojekt ich als nächstes machen möchte, sagte ein befreundeter Filmemacher zu mir, er fände es toll, wenn ich meine kleine Reihe über Künstler:innen fortsetzen würde. Und da tauchte dann plötzlich wieder Barbara Morgenstern in meinem Kopf auf. Als ich ihren Namen gegoogelt habe, stieß ich auf einen schönen Kurzfilm von ihr, darin filmt sie sich selbst bei der Arbeit an einem neuen Song. Da war mir klar, dass sie mit meiner Idee, den gesamten Arbeitsprozess mit der Kamera zu begleiten, etwas anfangen kann. Dann habe ich sie angeschrieben.
War Barbara Morgenstern gleich bereit, den Film mit Dir zu machen, oder musste sie erst überzeugt werden? Und wie intensiv habt Ihr vor Drehbeginn besprochen, was filmisch passieren wird?
Ja, sie war sofort bereit und sie hat auch sofort verstanden, was und wie ich erzählen will. Ich habe ihr auch einen Film von mir geschickt, damit sie einen besseren Eindruck von meiner Arbeitsweise bekommt. Als Barbara ein halbes Jahr nach unserem ersten Gespräch mit der Arbeit am neuen Album begann, haben wir vereinbart, dass ich beim Schreiben und Komponieren nicht die ganze Zeit dabei sein werde, damit sie auch immer wieder ungestört sein kann. Prinzipiell wollte ich aber gerne alle Phasen der Albumentstehung mit der Kamera begleiten und erst nach der Tour mit den Dreharbeiten fertig sein.
Ähnlich wie in Deinen vorhergehenden Filmen „David“ (2016), „Ein Bild von Aleksander Gudalo“ (2018) und „Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist“ (2020) beobachtest Du auch in Deinem neuen Film eine Künstlerin bei der Arbeit. Was fasziniert Dich so an der künstlerischen Arbeit bzw. dem Entstehungsprozess?
Mich interessieren Arbeitsschritte und Entstehungsprozesse, mich interessieren aber auch Institutionen. Dass ich mehr Filme über Künstler:innen als über Institutionen gemacht habe, hat auch mit meiner Lebenssituation zu tun – also damit, dass ich einen Brotjob und deshalb nicht so viel Zeit für die Arbeit an den Filmen habe. Die genannten Filme sind alle nebenbei entstanden.
An einigen zentralen Stellen im Film geht es nicht mehr nur um den Arbeitsprozess von Barbara Morgenstern, sondern auch um den Blick zurück auf die Kindheit und Jugend und auf die Karriere der Protagonistin. War von Beginn an klar, dass der Film auch diese eher klassischen dramaturgischen Elemente eines Dokumentarfilms haben wird, oder haben diese sich eher zufällig ergeben?
Dass es diese klassische Gesprächssituation geben wird, war so nicht geplant, aber der Blick zurück schon. Mir war vor dem Dreh allerdings noch nicht klar, wie ich ihn erzählen will. Ich lasse mich beim Drehen gerne treiben und mag Zufälle. Aus dieser Haltung heraus hat sich letztlich auch der Blick zurück ergeben.
Du bist nicht nur Regisseurin Deiner Filme, sondern zugleich Kamerafrau und Editorin. Wie intensiv denkst Du beim Dreh schon die Montage mit? Und welche Vor-, aber vielleicht auch Nachteile bringt diese umfassende kreative Position mit sich?
Beim Drehen denke ich immer an die Montage, wenn ich entscheide, wie ich auflöse. Aber das geht nicht jedes Mal auf, manchmal schneide ich dann doch ganz anders, als ich es mir beim Drehen gedacht habe. Und ich drehe gerne alleine, weil ich so flexibel und spontan sein kann. Der große Nachteil ist, dass man permanent mit den eigenen Unzulänglichkeiten zu tun hat: Wenn ich schneide, ärgere ich mich schon manchmal über meine Kameraarbeit usw. Man lernt dabei aber auch, nachsichtig mit sich selbst zu sein.
Mit Deinen Filmen über Künstler:innen und deren Arbeitsprozesse reflektierst Du auch stets Deine eigene Position und Arbeit als Künstlerin. Würdest Du das bestätigen und wenn ja, wie bewusst ist Dir diese Ebene während des Filmemachens?
Ja, das ist so. Zum Beispiel bei dem Film über David Laugomer ging es für mich auch um die Frage, wie er damit umgeht, dass man von der künstlerischen Arbeit nicht leben und es aber trotzdem nicht sein lassen kann. Ich habe viel von den Künstler:innen gelernt, über die ich Filme gemacht habe. Und ich habe bei der Arbeit an den Filmen auch viel über mich und meine künstlerische Arbeit nachgedacht und bin dadurch gefestigter geworden.
BARBARA MORGENSTERN, geboren am 19.03.1971 in Hagen, lebt seit 1994 in Berlin, wo sie als Komponistin, Produzentin, Chorleiterin und live Musikerin tätig ist. Sie veröffentlicht seit 1998 Solo-Alben, die zwischen Elektronik und Songwriting liegen. In den Jahren 2003/04 ging sie gemeinsam mit Maximilian Hecker auf eine vom Goethe-Institut initiierte Welttournee.
Seit 2012 arbeitet Barbara Morgenstern regelmäßig mit Rimini Protokoll zusammen. In sieben Produktionen, beginnend mit „Lagos Business Angels“, hat sich diese Kooperation, und seit 2019 insbesondere jene mit Helgard Haug, kontinuierlich weiterentwickelt: von reiner Komposition („Lagos Business Angels“, „Do’s & Dont’s“), über die Kombination von Komposition und Teilnahme als Performerin („Qualitätskontrolle“, „Chinchilla Arschloch, was was“, Berliner Theatertreffen 2021) bis zur Komposition für ein 17-köpfiges Ensemble („All right. Good night“, Berliner Theatertreffen 2022) und Kompositionen für Marimba und Percussion („Der kaukasische Kreidekreis“, Salzburger Festspiele 2023).
Von 2007 bis 2021 leitete sie am Haus der Kulturen der Welt in Berlin den Chor der Kulturen der Welt. Sie komponierte und arrangierte für den Chor und kuratierte das musikalische Programm in Zusammenarbeit mit dem HKW. Der Chor hat sich mittlerweile unter dem Namen Tonkollektiv Rauschen neu formiert, erste Auftritte fanden im Rahmen der Performance „fangs of the memory“ von Ed Atkins in Berlin statt.
Im Januar 2024 erschien Morgensterns erstes rein akustisches Album „In anderem Licht“ bei Staatsakt, aufgenommen im legendären Berliner Hansastudio mit Cello, Kontrabass, Saxophon, Schlagzeug – Barbara Morgenstern am Flügel und Gesang.
Diskografie:
1997
„Enter the Partyzone“ (Tape, Hausfrau im Schacht)
1997
„Plastikreport“ (Mini-CD, mit Michael Muehlhaus)
1998
„Vermona ET 6–1“ (CD)
1999
„Fan No.1“ (Remix-EP)
2000
„Fjorden“ (Album)
2001
„Eine Verabredung“ (Instrumental-EP)
2002
„Series 500“ (EP, mit Robert Lippok)
2003
„Nichts Muss“ (Album)
2005
„Tesri“ (Album, mit Robert Lippok)
2006
„The Operator“ (Single)
2006
„The Grass Is Always Greener“ (Album)
2008
„Come to Berlin“ (Single)
2008
„BM“ (Album)
2010
„Fan No.2“ (Album)
2012
„Sweet Silence“ (Album)
2015
„Doppelstern“ (Album)
2018
„Unschuld und Verwüstung“ (Album)
2024
„In anderem Licht“ (Album)
Mit September Collective:
2004
„September Collective“ (Album)
2007
„All the Birds Were Anarchists“ (Album)
2009
„Always Breathing Monster“ (Album)
Theaterproduktionen:
2012
„Lagos Business Angels“ (Rimini Protokoll)
2014
„Qualitätskontrolle“ (Rimini Protokoll)
2016
„Brain Projekts“ (Rimini Protokoll)
2018
„Do´s & Dont´s“ (Rimini Protokoll)
2019
„Chinchilla Arschloch, was was“ (Rimini Protokoll)
2020
„Die Schwarze Mühle“ (Showcase Beat le Mot)
2021
„All right. Good night.“ (Rimini Protokoll)
2023
„Der kaukasische Kreidekreis“ (Rimini Protokoll)
SABINE HERPICH (Regie, Kamera & Montage). Geboren 1973 in einer Kleinstadt in Bayern. 1996-2003 Studium der Philosophie, Neueren Deutschen Literatur und Soziologie an der „Ludwig-Maximilians-Universität“ in München. 2006-2012 Montagestudium an der Filmuniversität „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Seit 2008 Mitarbeit im fsk-Kino & Peripher-Filmverleih, Berlin. Seit 2012 freischaffende Filmeditorin und Filmemacherin. Seit WS 22/23 Lehrauftrag Dokumentarfilmregie an der Universität Hildesheim.
Filmografie:
2012
„Neukölln-Aktiv“ Co-Regie: Gregor Stadlober
2014
„Zuwandern“ Co-Regie: Diana Botescu
2016
„David“
2018
„Ein Bild von Aleksander Gudalo“ (KF)
2020
„Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist“
2021
„Ulrike Damm schreibt“ (KF)
2024
„Barbara Morgenstern und die Liebe zur Sache“
Regie, Kamera & Montage
Sabine Herpich
Ton
Sabine Herpich, Tobias Büchner
Sounddesign & Mischung
Dominik Avenwedde
Produktion
Tobias Büchner
Eine Produktion von Büchner Filmproduktion
gefördert von Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Künstlerinnernförderung des Berliner Senats
im Verleih von Salzgeber