ein Film von Barbara Wallbraun
Deutschland 2019, 116 Minuten, deutsche Originalfassung mit optionalen englischen Untertiteln
FSK 12
Christiane, Carola, Pat, Elke, Sabine und Gisela – sechs Frauen, die in der DDR lesbisch lebten und liebten. Ihr Leben damals war bestimmt von unkonventioneller Familienplanung, dem Kampf um Selbstbestimmung und Konflikten mit dem Gesetz, aber auch von der eigenen Auseinandersetzung mit der Rolle als Frau. Ein Leben am Rand der sozialistischen Gesellschaft, immer im persönlichen Zwiespalt, ins kalte Wasser zu springen oder am sicheren Ufer zu bleiben.
„Uferfrauen“ von Barbara Wallbraun erzählt von der gesellschaftlichen Tabuisierung von Homosexualität, dem Zwang nach Konformität in einem repressiven Staat und der Einsamkeit von Außenseiterinnen. Doch die Frauen blieben sich treu, stets auf der Suche nach ihrem persönlichen Lebensglück. So erzählt der feministische Film auch viel über lesbisches Leben und Selbstverständnis heute. „Uferfrauen“ ist das berührende Dokument von weiblicher Selbstermächtigung – und erzählt ein wichtiges Kapitel deutscher Queer-Geschichte. Wallbrauns Film wurde vielfach ausgezeichnet und 2022 für den Grimme-Preis nominiert.
Ich lebe, nach langjähriger „Unwissenheit“, seit meinem zwanzigsten Lebensjahr selbstverständlich offen lesbisch und habe die Möglichkeit, sowohl im öffentlichen Leben als auch im Internet Frauen kennenzulernen, die wie ich Frauen lieben. Wie aber fühlt es sich an, wenn es dafür keine offiziellen Möglichkeiten gibt, keinen Anhaltspunkt sich auszutauschen? Wie fühlt sich eine Frau, die Liebe zu Frauen empfindet, aber vermeintlich niemand existiert, der diese Gefühle erwidern könnte?
In Gesprächen mit über 50-jährigen Lesben wurde mir klar, dass dieses Dilemma Teil ihres Lebens in der DDR war. Ich war tief bewegt von den teilweise bitteren Erfahrungen, die sie machen mussten. Die Liebe zwischen Menschen ist unabhängig vom Geschlecht: Es sind gesellschaftliche Zwänge und soziale Dogmen, die aus einem Streben nach einem grundmenschlichen Gefühl etwas Verwerfliches und Unmoralisches machen. Die Vorstellung, Menschen ihr Lebensglück zu versagen, weil es den Regeln und Normen eines (politischen) Systems widersprach, ist für mich auch ein Grund, diese historische Episode der DDR-Geschichte filmisch aufzuarbeiten. Ich finde die Vorstellung sehr schön, mit Hilfe dieses Films Frauen ein Gesicht zu geben, die fast ihr halbes Leben unsichtbar waren, weil sie aufgrund ihrer Homosexualität ihre eigene Persönlichkeit nicht frei entfalten konnten.
BARBARA WALLBRAUN (Buch & Regie) wurde 1983 im thüringischen Eichsfeld geboren. Seit ihrem Diplom-Studium der Kultur- & Medienpädagogik an der Hochschule Merseburg (FH) produziert sie eigene (dokumentarische) Filmprojekte. Ein Auslandssemester absolvierte sie in Finnland an der University of Lapland in Rovaniemi im Fachbereich Media Culture.
Seit fast 20 Jahren arbeitet sie überregional als freiberufliche Film- und Medienpädagogin mit Kindern und Jugendlichen und gibt pädagogische Fortbildungen für Lehrer*innen. Sie sammelte praktische Erfahrungen in diversen Fernseh- & Filmproduktionen.
Außerdem arbeitet sie als Referentin u.a. zu den Themen „Lesben im Visier der Staatssicherheit” sowie „Frauen und ihre Rolle(n) im Filmbusiness“ und organisiert Workshops zu intergenerativem lesbischen Austausch.
Ehrenamtlich war sie Initiatorin und Organisatorin des Leipziger Kurzfilmwanderkinos Mauerstreifen (2005-2013), dem queeren Leipziger Filmfestival Paranoid Paradise #2 (2011) und saß in diversen Kurzfilmjurys. Wallbraun ist Mitbegründerin des Netzwerk Medienpädagogik Sachsen.
Regie & Buch
Barbara Wallbraun
Kamera
Anne Misselwitz, Julia Hönemann
Ton
Christian Carl, Christian Schunke
Montage
Jana Teuchert
Animation
Gitte Hellwig, Lisa Neubauer
Musik
Martin Kohlstedt
Redaktion
Claudia Tronnier, ZDF – Das kleine Fernsehspiel
Producer & Produktionsleitung
Thomas Jeschner
Produzenten
Volker Zobelt, René Frotscher
eine Produktion von Sunday Filmproduktion & ZDF – Das kleine Fernsehspiel
gefördert von Mitteldeutsche Medienförderung, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Kulturelle Filmförderung des Freistaats Thüringen, Bundesstiftung Magnus Hirschfeld
im Vertrieb von Salzgeber