von F.G. Borghi und Björn Koll
Hardcover, 240 × 320 mm, 192 Seiten
97 Abbildungen
Texte auf Deutsch und Englisch
Veröffentlichung: 15. April 2025
Seit frühchristlicher Zeit haben schwule Heilige die Welt mit ihren Wundertaten in Staunen versetzt. Mit „Unholy“ erscheint nun endlich eine Hagiographie dieser großartigen Menschen. Streng wissenschaftlich und mit hehrem Ernst enthüllt dieses opulente Werk ihre Vorzüge in Text und Bild. Großformatige Abbildungen zeigen bedeutende Heilige wie „Maksym von Poltawa“, „Sankt Ainsley“ oder „Konrad aus Perleberg“ wie Gott sie schuf, also nackt, und buchstäblich fantastische Texte berichten von ihrem Leben. „Unholy“ ist ein Buch voller Weisheit, Güte und Schönheit, randvoll mit strahlenden Vorbildern, die eine Zierde für jedes Bücherregal und jeden Nachttisch sind.
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Since the dawn of Christianity, gay saints have dazzled the world with their miraculous deeds. Now, “Unholy” offers a long-awaited celebration of their lives in a remarkable hagiography. This sumptuous coffee-table book, both scientifically rigorous and profoundly reverent, highlights their virtues through elegant prose and stunning imagery. Eminent figures like “Maksym of Poltava,” “St. Ainsley,” and “Konrad of Perleberg” are vividly depicted in large-scale illustrations – naked as God created them – while their lives are recounted in literally fantastical narratives. Overflowing with wisdom, beauty, and grace, “Unholy” teems with radiant role models and is destined to become a timeless treasure on any bookshelf or bedside table.
VORBEMERKUNG
Was Sie in diesem Buch lesen, gehört in die Kategorie Historische Fiktion, einige würden vielleicht auch von Historischem Blödsinn sprechen. Will sagen: Keiner der hier beschriebenen Heiligen hat je gelebt und nichts von dem, was über sie behauptet wird, stimmt. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Menschen und Heiligen wären rein zufällig und völlig unbeabsichtigt, aber selbstverständlich kollidieren unsere schwulen Heiligen zuweilen mit dem Zeit- und Kulturgeschehen. Keinesfalls sollen religiöse Gefühle verletzt werden. Wenn Sie in diesem Punkt sensibel oder humorfrei sind, stellen Sie die schwulen Heiligen also bitte zurück in den Bücherschrank.
Alle Namenstage unserer Heiligen werden im Format des Schwulen Kalenders verzeichnet. Auf Nennungen im Römisch-Katholischen, Äthiopischen, Gregorianischen, Griechisch-Orthodoxen, Julianischen, Koptischen, Schwedischen, Berberischen, Chuch’e, Rumi, Gengō, Suriyakati, Minguo, Badi, Bengalischen, Diskordianischen, Französisch- oder Sowjetisch-Revolutionären, Georgischen, Hinduistischen, Indischen, Iranischen, Irischen, Altisländischen, Malayalam, Maliye, Megalithischen, Nakaiiy, Orissa, Porhalaan, Sikh, Tamilischen oder Zoroastrischen Kalenderformat wurde aus gutem Grund verzichtet.
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VORWORT
Selbstverständlich gab es schon immer schwule Heilige. Bis 1891 wurden diese auch in der Kirche prominent gefeiert und hatten gerade im Volksglauben eine große Popularität. So war über Jahrhunderte der 28. Juni als Tag der schwulen Heiligen ein ganz besonderer Feiertag unter Christen, der zwischenzeitlich in Vergessenheit geriet, um erst 1969 in der New Yorker Christopher Street unter ganz anderen Vorzeichen wiederbelebt zu werden. Es ist noch nicht genau erforscht, was gerade Papst Leo XIII. veranlasste, seine Enzyklika Rerum Novarum um ein geheimes Kapitel zu ergänzen, das kategorisch und ohne Begründung anordnete, alle schwulen Heiligen mit sofortiger Wirkung aus den offiziellen Hagiographien, insbesondere aus dem Martyrologium Romanum, zu entfernen und jegliche weitere Anbetung, Anrufung und sogar Erwähnung unter Strafe stellte. Die Enzyklika und das geheime Zusatzprotokoll erschienen am 15. Mai 1891 und wurden radikal umgesetzt. Nicht nur das Drucken der beliebten Heiligenbilder wurde sofort untersagt, sie wurden auch von den Pfarrern eingesammelt, vernichtet und sämtlich durch Marienbilder ersetzt.
Dies alles steht möglicherweise im direkten Zusammenhang mit der Marienverehrung durch Leo XIII. In seiner Augustissimae virginis mariae (Erhabene Jungfrau Maria) bestätigte er nicht nur das Dogma der Unbefleckten Empfängnis, sondern forderte auch, jeder Gläubige solle die „Marienverehrung zu seiner liebsten und teuersten Angelegenheit machen“. Durch sein langes Pontifikat von über 25 Jahren und 5 Monaten hatte Leo XIII. ausreichend Zeit, für eine wirklich vollständige Tilgung aller Spuren der schwulen Heiligen zu sorgen. Gemälde, deren Reproduktionen, aber auch Fresken wurden unter Beaufsichtigung der Kongregation für die Glaubenslehre zerstört oder übermalt. Spuren lassen sich aber häufig von aufmerksamen Betrachtern immer noch entdecken.
In den 85 Regalkilometern des Vatikanischen Apostolischen Archivs wurde — direkt neben dem Brief Heinrichs VIII. mit der Bitte um Annullierung einer seiner Ehen — je ein Exemplar verschiedener Bildnisse schwuler Heiliger aufbewahrt. Die Lagerung erfolgte in einem von Mario Prada und seinem Bruder Martino gefertigten Koffer, den Pius XII. 1939 erworben hatte, der ihm dann aber nicht mehr gefiel. Im Mai 1944 — kurz vor der Befreiung der Stadt Rom — wurde der Koffer von einem Beauftragten Heinrich Himmlers geklaut, und bis 1959 verlor sich seine Spur. Dann tauchte der Koffer samt Inhalt am 25. August 1959 bei einer Tagung im Institut für Marxismus-Leninismus in Bukarest wieder auf. Elena Ceaușescu („Ich war doch wie eine Mutter zu euch.“), offenbar mit Sinn für gute Qualität ausgestattet, eignete sich den Koffer an und behielt ihn bis zu ihrer Erschießung am 25. Dezember 1989. Bei der am 21. Juli 2010 durchgeführten Exhumierung der Ceaușescus wurden Spuren des Koffers gefunden, die die Gewissheit brachten, dass es sich wirklich um die verscharrten Eheleute handelte.
Die Heiligenbilder selbst wurden auf der Bukarester Konferenz 1959 (sie trug den internationalen Titel Sozialismus First! oder auch First Sozialismus! und das wird je nach Übersetzendem unterschiedlich gesehen) mit der Fragestellung, ob sie sich für antireligiöse Propaganda eignen könnten, ausführlich und kritisch diskutiert. Letztendlich waren es die Vertreter von Nikita Sergejewitsch Chruschtschow und Walter Ulbricht, also aus der Sowjetunion und der DDR, die sich dagegen aussprachen. Gerade in der DDR war man damals dabei, Zehn Gebote der sozialistischen Moral und Ethik (auch: 10 Gebote für den neuen sozialistischen Menschen) zu etablieren, die kirchliche Traditionen durch staatliche Ideologie ersetzen sollten. Ein Anliegen, bei dem die schwulen Heiligen in den Augen der Funktionäre nur gestört hätten. Darüber hinaus war der heilige Emil (siehe Seite 42) den versammelten Spießern auch besonders peinlich.
Die Heiligenbilder wurden in das Berliner Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands verbracht und interessierten dort erstmal niemanden mehr — zumal sie versteckt und nicht katalogisiert in einer rumänischen Gesamtausgabe der Werke von Karl Marx (Band 1 bis 42) verteilt wurden. Der Koffer war schließlich in Rumänien verblieben. Der chinesische Diplomat Ki Peng (andere sprechen auch von Ai Peng) erwarb 2024 diese Gesamtausgabe bei einem Berliner Trödler. Ihm verdanken wir auch die wertvollen Recherchen zu den einzelnen Heiligen, die er in mühevoller Detailarbeit aus ganz verschiedenen Archiven zusammensammelte. Ki konnte sich dabei nicht nur auf weltweite Sympathien verlassen, sondern wurde auch großzügig vom Institut für Informationswiederbeschaffung (I.F.I. oder auch Wikipedia) unterstützt.
Und noch kurz zur zahlenmäßigen Einordnung: In seinem Ökumenischen Heiligenlexikon (Stand Sommer 2024, zuletzt aktualisiert am 24.06.2024) führt Autor Joachim Schäfer 8.490 Personen und rund 8.200 namenlose Märtyrer, also rund 16.700 Heilige und Selige auf. Grundlage seiner Untersuchungen ist das seit 1584 erscheinende Martyrologium Romanum in der jeweils aktuellen Ausgabe. Außerdem sei der Korrektheit halber dazugesagt: Papst Leo XIII. war nicht der erste Papst, der Heilige wieder aus dem Programm warf. Schon Benedikt XIV. tilgte 1748 zum Beispiel Clemens von Alexandria, den wir auf Seite 24 wieder zu seinem guten Recht kommen lassen. In diesem Kosmos der 16.700 Heiligen und Seligen fallen unsere wiederentdeckten 109 schwulen Kandidaten also nicht weiter auf, aber sie sorgen für ein bisschen Farbe und Abwechslung. Kurz vor Redaktionsschluss meldete sich Ki Peng übrigens unerwartet, um zu fragen, warum dieses Buch noch nicht im Druck sei. Dabei kündigte er einen weiteren Fund bei dem gleichen Berliner Trödler an. Bleiben wir also gespannt, was noch so alles ans Tageslicht kommt.
PREFACE
Everything you are about to read in this book falls under the category of historical fiction — some might even say historical nonsense. In other words, none of the saints described here actually existed and none of the claims made about them are true. While any resemblance to actual saints or persons, either living or dead, is purely coincidental and completely unintentional, our gay saints do occasionally cross paths with certain historical and cultural trends. Under no circumstances do we intend to offend anyone’s religious sensibilities. So please, if you are sensitive or lacking in humor in this regard, this book is not for you.
All the name days of our saints are listed in the Gay Calendar format. We have opted not to include any entries in the Roman Catholic, Ethiopian, Gregorian, Greek Orthodox, Julian, Coptic, Swedish, Berber, Juche, Rumi, Gengō, Suriyakhati, Minguo, Badi, Bengali, Discordian, Revolutionary French or Soviet, Georgian, Hindu, Indian, Iranian, Irish, Old Icelandic, Malayalam, Maliyya, Megalithic, Nakaiy, Orissa, Porhalaan, Sikh, Tamil or Zoroastrian calendar formats. For good reason.
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FOREWORD
Obviously, there have always been gay saints. Until 1891, they were also widely celebrated in the church and were especially popular in folk traditions. Gay Saints’ Day on June 28 was a very special holiday celebrated by Christians for centuries and then forgotten, only to be revived in 1969 on Christopher Street in New York under entirely different auspices. Scholars are still not entirely sure what prompted Pope Leo XIII to add a secret chapter to his encyclical Rerum Novarum, which categorically (and groundlessly) ordered all gay saints to be removed from the official hagiographies, especially the Martyrologium Romanum, with immediate effect and made all further worship, invocation and even mention of them a punishable offense. The encyclical and its secret supplemental protocol were published on May 15, 1891 and were rigorously implemented. Not only was there an immediate ban on printing holy cards with the popular portraits of gay saints, all the existing images were seized by the priests, destroyed, and replaced with images of the Virgin Mary.
This may be directly linked to the Marian views espoused by Pope Leo XIII who, in his Augustissimae virginis mariae (The Most August Virgin Mary), not only confirmed the dogma of the Immaculate Conception, but also exhorted the faithful to “hold nothing dearer than devotion to Mary.” Leo XIII’s long pontificate of over twenty-five years and five months gave him plenty of time to ensure that all traces of the gay saints had been completely eradicated. Paintings (originals and reproductions alike) and frescoes were destroyed or painted over under the supervision of the Congregation for the Doctrine of the Faith. The observant viewer will, however, often still be able to discover traces.
A copy of each of the various portraits of the gay saints was stored somewhere in the eighty-five kilometers of shelves in the Vatican Apostolic Archives — right next to a letter from Henry VIII requesting the annulment of one of his marriages. They were kept in a suitcase made by Mario Prada and his brother Martino, which Pius XII had acquired in 1939 but then decided he no longer liked. In May 1944 — shortly before the Liberation of Rome — the suitcase was stolen by an agent of Heinrich Himmler, and until 1959 all trace of it was lost. Then, on August 25, 1959, the suitcase and its contents resurfaced at a conference at the Institute for Marxism-Leninism in Bucharest. Elena “I was like a mother to you” Ceaușescu, clearly blessed with a keen eye for quality, appropriated the suitcase and kept it until she was shot on December 25, 1989. The exhumation of Elena and her husband on July 21, 2010 revealed traces of the suitcase, which confirmed that the bodies were indeed those of the unlucky couple.
The portraits of the saints themselves were discussed critically and at length at the Bucharest conference in 1959 (which bore the international title Socialism First! or First Socialism! depending on which translation you prefer) as to whether they might be suitable for use in anti-religious propaganda. Ultimately, this plan was prevented by the representatives of Nikita Sergeyevich Khrushchev and Walter Ulbricht, i.e., the Soviet Union and the GDR. At the time, the GDR in particular was in the process of establishing its own Ten Commandments of Socialist Morality and Ethics (also known as the Ten Commandments for the New Socialist Man), which were intended to replace the traditions of the church with an ideology of the state. In the eyes of the party officials, the gay saints would only have been a hindrance. St. Emil (see page 42) was a particular source of embarrassment to the assembled philistines.
The pictures were taken to the Berlin Institute for Marxism-Leninism at the Central Committee of the Socialist Unity Party of Germany, where they were no longer of interest to anyone — especially since they were not catalogued and instead hidden away in a Romanian edition of the complete works of Karl Marx (volumes 1 to 42). The suitcase itself remained in Romania. In 2024, the Chinese diplomat Ai Peng acquired the edition from a junk dealer in Berlin. We also have him to thank for the valuable research on the individual saints, which he painstakingly compiled from a host of different archives. Not only did Ai enjoy the goodwill of an international community, he also received generous support from the Institute for Information Retrieval (I.I.R. or Wikipedia).
Finally, a brief look at the numbers: In his Ecumenical Dictionary of Saints (as of summer 2024, last updated on June 24, 2024), Joachim Schäfer lists 8,490 named individuals and around 8,200 nameless martyrs, i.e., around 16,700 saints and blesseds. His research is based on the latest edition of the Martyrologium Romanum, which has been in circulation since 1584. For the sake of accuracy, it should also be noted that Pope Leo XIII was not the first pope to drop saints from the calendar. In 1748, for example, Clement of Alexandria was removed by Benedict XIV and we have duly reinstated him on page 24. In this vast cosmos of 16,700 saints and blesseds, our newly rediscovered 109 gay contenders are barely noticeable, but they do provide a bit of color and variety. Shortly before this book went to press, we were unexpectedly contacted by Ai Peng to ask why it was not yet in print. He then announced that he had made yet another find at the same Berlin junk dealer. We will be following his story with interest to see what else comes to light.
Die Galerie und das Material enthalten teilweise zensierte Fassungen der Originale. An die Presse verschicken wir auf Anfrage gerne die unzensierten Bilddateien. Diesbezügliche Anliegen richten Sie bitte an:
Begleitend zum Bildband erscheint „UNHOLY – 30 Postcards with Divine Illustrations of Gay Saints“. In dem Postkartenbuch laden dreißig ausgewählte Heiligenbilder aus Borghis Œuvre im DIN A5-Format (210mm x 148mm) zum Anbeten und Verschicktwerden ein.
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The book release is accompanied by “UNHOLY – 30 Postcards with Divine Illustrations of Gay Saints” – a postcard book that contains thirty selected images of Borghi’s gay saints in DIN A5 format (5.8 in × 8.3 in) to be worshipped and sent out to your loved ones.