ein Film von Bruce LaBruce
Deutschland/Kanada 2008, 94 Minuten, englisch-deutsche Originalfassung mit deutschen Untertiteln
FSK: 18
Der junge Zombie Otto steht auf einer abgelegenen Landstraße und hat keine Ahnung, woher er kommt. Per Anhalter treibt es ihn nach Berlin. Auf seinen Erkundungstouren durch die Stadt wird er von der Underground-Regisseurin Medea Yarn entdeckt. Fasziniert von der Verlorenheit des Fremden, beginnt Medea mit Hilfe ihrer Freundin Hella Bent und ihres Bruders Adolf einen Film über Otto zu drehen – und parallel dazu „Up with Dead People“ fertigzustellen, einen epischen Polit-Porno-Zombie-Film, an dem sie seit Jahren arbeitet. Allmählich beginnt Otto sich an Details seines früheren Leben zu erinnern, vor allem an seinen Ex-Freund Rudolf. Er findet Rudolf wieder und verabredet sich mit ihm auf ihrem früheren Schulhof – mit verheerenden Folgen.
Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis Bruce LaBruce, der Meister des konventions- und kapitalismuskritischen queeren Underground-Kinos, sich dem exploitativen und traditionell systemkritischen Zombifilm-Genre zuwendet. In „Otto; or, Up with Dead People“ mischt er gewohnt schamlos Elemente des Stummfilms und des klassischen Horrorfilms mit Referenzen des nicht-heterornormativen Kinos und des Pornofilms zu dem melancholischen, tief poetischen Porträt eines Zombies in der Identitätskrise. „Otto“ ist radikal, gory und sehr, sehr sexy!
BRUCE LABRUCE (Regie & Buch), geboren 1964 im kanadischen Southampton, gilt als einer der wichtigsten Vertreter des nordamerikanischen Queercore-Movements und des internationalen Queer Cinema.
Nach der Filmschule in Toronto studiert er Filmtheorie an der New York University. Noch während des Studiums gibt LaBruce mehrere queere Punk-Magazine heraus – darunter auch das berüchtigte, mit G.B. Jones gegründete Fan-Zine J.D.s (1985-1991) – und dreht erste Super8-Filme. LaBruces kühner, auf groben 8mm-Material gedrehter Debütfilm „No Skin Off My Ass“ (1991) gilt als eines der Hauptwerke des New Queer Cinema, der großen Erneuerungsbewegung des schwul-lesbischen Kinos in Nordamerika und Großbritannien. Schon hier ist seine Handschrift als Filmemacher klar erkennbar: eine transgressive Mischung aus Stilelementen des Independent-Kinos und einer dezidiert schwulen Pornoästhetik.
Es folgen der stark autobiographisch gefärbte Film „Super 8 1/2“ (1994), das in L.A. angesiedelte Stricherdrama „Hustler White“ (1996) und der Skinhead-Film „Skin Flick“ (1998). Anfang der 2000er kommt LaBruce nach Berlin und findet kreative Zweitheimat. Hier entstehen die Satire „The Raspberry Reich“ (2004) und das Zombie-Melodram „Otto; or, Up with Dead People“ (2007). Für seinen generationsübergreifenden Liebesfilm „Geron“ erhält LaBruce 2013 den Großen Preis der Jury beim Festival du Nouveau Cinema in Montreal. Sein Experimentalfilm „Pierrot Lunaire“ wird 2014 mit dem Special Jury Prize beim Teddy Award der Berlinale ausgezeichnet. LaBruce ist zudem Autor von drei Theaterstücken, die er selbst am Berliner Theater HAU – Hebbel am Ufer auf die Bühne gebracht hat. Er inszenierte zudem am Theater Neumarkt in Zürich und nahm am vom HAU initiierten Theaterprojekt „X-Wohnungen“ in Johannesburg teil.
LaBruce ist Autor der Autobiografie „The Reluctant Pornographer“ und hat zwei weitere Bücher über seine Arbeit veröffentlicht: „Ride, Queer, Ride“ und „Bruce(x)ploitation“. Zudem schreibt und fotografiert er für eine Vielzahl internationaler Magazine, Zeitungen und Blogs, u.a. für Index Magazine, Vice und The Guardian. Als Bildender Künstler wird er von der Berliner Galerie Peres Projects vertreten. LaBruce vielgestaltiges Werk wurde mit zwei Retrospektiven gewürdigt: 2014 in der Bell Lightbox im Rahmen des TIFF und 2015 im Museum of Modern Art in New York.
Filmografie (als Regisseur)
1987
„I Know What It’s Like to Be Dead“ (KF); „Boy, Girl“ (KF)
1988
„Home Movies“ (KF)
1990
„The Post Queer Tour“ (KF); „A Case for the Closet“ (KF); „Slam!“ (KF)
1991
„No Skin Off My Ass“
1994
„Super 8 1/2“
1996
„Hustler White“
1998
„Skin Flick“
2000
„Come As You Are“ (KF)
2004
„The Raspberry Reich“
2007
„Give Piece of Ass a Chance“ (KF)
2007
„Otto; or, Up with Dead People“
2010
„L.A. Zombie“; „The Bad Breast; or, The Case of Theda Lange“ (KF); „Weekend in Alphaville“ (KF)
2013
„Geron“ (OT: „Gerontophilia“)
2014
„Pierrot Lunaire“
2017
„Die Misandristinnen“; (OT: „The Misandrists“); „Ulrike’s Brain“
2018
„It is Not the Pornographer That is Perverse…“
2020
„Saint-Narcisse“
2022
„The Affairs of Lidia“
2024
„The Visitor“
Regie & Buch
Bruce LaBruce
Kamera
James Carman
Schnitt
Jörn Hartmann
Ton
Diego Reinwald
Mischung
Lou Solakofski
Ausstattung
Stefan Dickfeld
Kostüm
Rick Owens
Maske
Pascal Herr, Pascale Jean-Louis, Tan Binh Nguyen
Regieassistenz
Sébastien M. Barat, Hendrik Schäfer
Produktionsleitung
Hendrik Schäfer
Produzenten
Jürgen Brüning, Bruce LaBruce, Jörn Hartmann, Jennifer Jonas & Michael Huber
Co-Produzenten
Bruce Bailey, Alfredo Ferran Calle, Javier Peres, Terence Koh, Leonard Farlinger & Claus Matthes
Otto
Jey Crisfar
Medea Yarn
Katharina Klewinghaus
Hella Bent
Susanne Sachsse
Maximilian
Christophe Chemin
Adolf
Guido Sommer
Rudolf
Gio Black Peter
Taxifahrer
Jürgen Seipel
Ottos Vater
Stefan Kuschner
Junger Mann
Nicholas Fox Ricciardi
Mann mit Hut
Keith Boehm
Frau mit Burka
Olivia Barth
Alte Frau
Stefanie Heinrich
Alter Mann
John Edward Heys
Zombie
Max Di Costanzo
Zombie
Orion Zombie
Eine Produktion von Jürgen Brüning Filmproduktion
in Koproduktion mit New Real Films, Toronto
im Verleih von Salzgeber