GEBOTE: Lieder und Gedichte aus 40 Jahren. Buch zum Film „BETTINA“

von Bettina Wegner

Broschur, 125 × 197 mm, 96 Seiten

Veröffentlichung: Mai 2022

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GEBOTE: Lieder und Gedichte aus 40 Jahren. Buch zum Film „BETTINA“

„Aufrecht stehn – wenn andre sitzen“ lautet das erste der „Zehn Gebote für mein Leben“, die die Liedermacherin Bettina Wegner 1980 im Song „Gebote“ aufstellte. Vierzig Jahre später klingt der Grundsatz wie eine Charakterisierung der Künstlerpersönlichkeit Bettina Wegner selbst.

Das Werk der Berlinerin ist gleichzeitig Spiegel der deutsch-deutschen Geschichte wie Inbegriff einer unerschütterlich humanistischen Haltung. Davon zeugen die 56 Lieder und Gedichte aus 40 Jahren, die Bettina Wegner anlässlich des Films „Bettina“ von Lutz Pehnert für diesen Band zusammengestellt hat. Mal poetisch, mal drastisch, aber immer konkret und persönlich erzählen sie von Aufruhr und Widerstand, Frust und Freiheit, Leben und Tod. Die „GEBOTE“ der Bettina Wegner sprechen eine kluge, eine aufrechte Sprache. Die Welt braucht sie heute mehr denn je.

BIOGRAFIE

Der Werdegang der Liedermacherin BETTINA WEGNER gehört zu den spannendsten Lebensläufen des 20. Jahrhunderts. Es ist der Weg von einem Kind, das Stalin glühend verehrte, über eine hoffnungsfrohe Teenagerin, die mit ihren eigenen Liedern eine Gesellschaft mit aufbauen möchte, hin zu einer beseelten Künstlerin mit einer unerschütterlich humanistischen Haltung. Bettina Wegners Leben ist die Geschichte eines Jahrhunderts. Der Filmemacher Lutz Pehnert widmete Werk und Persönlichkeit der Künstlerin den Dokumentarfilm „Bettina“, in dem Wegner persönlich ihre Geschichte Revue passieren lässt.

LESEPROBE

Gebote

Na – Gebote braucht der Mensch wohl, um zu überleben
also schafft er ständig neue, sie zu übergeben
an die Welt, die nach ihm sein wird, und an seine Erben
denn es läßt sich mit Geboten wirklich leichter sterben
Lernte ich doch in der Schule: Keiner solle lügen
und so war ich völlig sicher: Niemand wird betrügen
Doch im Lauf von dreißig Jahren lernte ich verstehn
Das Gebot kreiert man ja nur, um es zu umgehn
Wasserpredigt – Weingelage, so stehn die Gesetze
und wer heut Moral noch fordert, ruft schon auf zur Hetze
Darum sah ich mich gezwungen, eigne mir zu schaffen
Zehn Gebote für mein Leben als die letzten Waffen:

Aufrecht stehn – wenn andre sitzen
Wind zu sein – wenn andre schwitzen
Lauter schrein – wenn andre schweigen
Beim Versteckspiel sich zu zeigen
Nie als andrer zu erscheinen
Bei Verletzung nicht mehr weinen
Hoffnung haben beim Ertrinken
Nicht im Wohlstand zu versinken
Einen Feind zum Feinde machen
Solidarität mit Schwachen

Und ich hab sie nie gebrochen bis auf ein Gebot
Bei Verletzung wein ich manchmal, was ich mir verbot.

(1980)