ein Film von Elfi Mikesch & Monika Treut
Deutschland 1985, 84 Minuten, deutsche Originalfassung mit englischen, französischen und portugiesischen Untertiteln
FSK 16
Als DVD oder in der Kollektion
Im April feiern wir Monika Treut, die seit nun mehr 40 Jahren mit ihren lustvoll-subversiven Spiel- und Dokumentarfilmen das queere Kino in Deutschland und der ganzen Welt prägt. Als zentrale Figur der freien deutschen Filmszene ging sie Ende der 80er in die USA und gab mit ihrem konventionskritischen Ansatz und ihrer progressiven Perspektive auf lesbisch-schwule Sexualität dem gerade entstehenden New Queer Cinema entscheidende Impulse. 2017 wurde Treut, die unerschrockene Avantgardistin des Queer Cinema, für ihr Lebenswerk mit dem Teddy-Ehrenpreis der Berlinale ausgezeichnet.
Die Queerfilmnacht präsentiert Treuts bahnbrechenden Debütfilm aus dem Jahr 1985, das sadomasochistische Liebesdrama „Verführung – Die grausame Frau“ (Regie zusammen mit Elfi Mikesch) in restaurierter Fassung. Viele weitere Treut-Filme sind ab April als VoD im Salzgeber Club zu entdecken.
„Verführung“ erzählt von der geheimnisvollen Domina und cleveren Geschäftsfrau Wanda. Ihr Beruf ist es, grausam zu sein, und ihre Spezialität, ihre Liebhaber:innen in die Falle der Verführung zu locken. In ihrer Galerie im Hamburger Hafen inszeniert sie bizarre Bühnenshows: sadomasochistische Rituale als ästhetische Form und gewinnbringendes Geschäft. Auch in ihrem Privatleben ist sie eine souveräne Herrscherin: Sie bestimmt die Spielregeln der Lust, denen ihre Liebhaber:innen zu folgen haben. Ihr sklavischer Bühnenpartner Gregor, ein romantischer Schwärmer, verliebt sich in Wanda. Ihre gelehrige Schülerin Justine, eine Unschuld aus Amerika, begreift bald, dass die Verführung ein teuflisch raffiniertes Spiel ist. Der Journalist Herr Mährsch will Wanda eigentlich interviewen, bis er seinen masochistischen Charakter entdeckt und den Wunsch, Wandas Toilette zu sein. Nur Caren, die lesbische Freundin und exzentrische Geschäftsfrau, leidet. Deshalb muss sie aus dem Spiel ausgeschlossen werden – denn die Show muss weitergehen.
ELFI MIKESCH, 1940 in Judenburg (Österreich) geboren, lebt seit 1964 in Berlin. Seit 1976 Dokumentar- und Spielfilme als Regisseurin und Kamerafrau, zudem Arbeit als Fotografin. Bildgestaltung für Monika Treut, Werner Schroeter, Rosa von Praunheim. Sie bekam Auszeichnungen für Regie und Bildgestaltung. Lehraufträge an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und der Universität der Künste in Berlin und Hamburg. Ihr Werk wurde in mehreren Retrospektiven präsentiert, das analoge Werk wurde durch die Deutsche Kinemathek restauriert. Seit 1991 ist Elfi Mikesch Mitglied der Akademie der Künste Berlin. Für ihre künstlerische Lebensleistung erhielt sie 2014 den Spezialpreis des Teddy Awards. 2018 fand in der Akademie der Künste die Ausstellung „Abfallprodukte der Liebe“ über ihr Leben und Werk und das ihrer künstlerischen Wegbegleiter Rosa von Praunheim und Werner Schroeter statt.
Auszeichnungen (Auswahl)
1978
Filmband in Silber für „Ich denke oft an Hawaii“
1980
Filmband in Silber für „Execution: A Story of Mary“
1992
Deutscher Kamerapreis für „Malina“ (Regie: Werner Schroeter)
1997
3sat Dokumentarfilmpreis
2006
Deutscher Kamerapreis: Ehrenkamera
2010
Friedrich-Wilhelm-Murnau-Filmpreis
2014
Spezialpreis des Teddy Awards für ihre künstlerische Lebensleistung
Seit knapp 40 Jahren prägt die lesbische Regisseurin, Autorin und Produzentin MONIKA TREUT mit ihren lustvoll-subversiven Spiel- und Dokumentarfilmen das queere Kino in Deutschland und der ganzen Welt. Geboren am 6. April 1954 in Mönchengladbach, studierte sie in Marburg Germanistik und Politik (Staatsexamen 1978) und promovierte 1984 mit der Dissertation „Die grausame Frau. Zum Frauenbild bei de Sade und Sacher Masoch“. Im selben Jahr gründete sie mit Elfi Mikesch die Hyäne Filmproduktion in Hamburg. Es folgte eine Theaterregie-Assistenz bei Werner Schroeter am Düsseldorfer Schauspielhaus. Als zentrale Figur der freien deutschen Filmszene ging sie Ende der 80er in die USA und gab mit ihrem konventionskritischen Ansatz und ihrer progressiven Perspektive auf lesbisch-schwule Sexualität dem gerade entstehenden New Queer Cinema entscheidende Impulse.
Zu ihrem Werk gehören das sadomasochistische und von der damaligen Presse leidenschaftlich angefeindete Liebesdrama „Verführung: Die grausame Frau“ (1985), das abenteuerliche Sex-Melodram „Die Jungfrauenmaschine“ (1988), die in New York gedrehte Familienkomödie „My Father Is Coming“ (1991), der in San Francisco entstandene und vielfach preisgekrönte trans*futuristische Dokumentarfilm „Gendernauts“ (1999) und das lesbische Coming-of-Age-Drama „Von Mädchen und Pferden“ (2014). Ihre Spiel- und Dokumentarfilme erhielten Preise in Deutschland, Italien, Brasilien, England, den USA und Griechenland. Retrospektiven fanden bisher in Ankara, Bern, Lyon, New York City, Seoul, Hamburg, Bogota, Buenos Aires, Tel Aviv, Cambridge, Bologna, Los Angeles, Toronto, Mexiko City, Lissabon, Thessaloniki, Athen, Sao Paolo, Helsinki, Taipeh, Warschau, Prag und Rio de Janeiro statt. 2017 wurde Treut für ihr Lebenswerk mit dem Special Teddy der Berlinale ausgezeichnet. Zwischen den Filmprojekten unterrichtet sie an Universitäten in Kalifornien und New York und schreibt Beiträge für Bücher und Zeitschriften. Seit 2018 vertritt sie die Professur für Medien an der Universität Hildesheim.
Filmographie (Auswahl)
1985
„Verführung: Die grausame Frau“ (Buch, Regie und Produktion zusammen mit Elfi Mikesch)
1988
„Die Jungfrauenmaschine“ (Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion mit NDR; Bester Spielfilm und Darstellerpreis für die Hauptdarstellerin Ina Blum, IFF Turin 1989)
1991
„My Father Is Coming“ (Co-Autorin, Regie und Produktion; Co-Produktion mit NDR; Bester Spielfilm, IFF Turin 1991; John Babuscio Award, Britisches Filminstitut 1993)
1992
„Female Misbehaviour“ (KF-Dok.-Programm, bestehend aus „Bondage“, „Annie“, „Dr. Paglia“, und „Max“; Buch, Regie und Produktion)
1994
„Let’s Talk About Sex / Erotique“ (Kompliationsfilm; Buch und Regie)
1997
„Didn’t Do It For Love“ (Dok.; Buch und Regie; Produktion: Irene von Alberti, Filmgalerie 451)
1999
„Gendernauts“ (Dok.; Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion mit WDR/arte; Spezialpreis der Teddy-Jury, IFF Berlin 1999; Publikumspreis, IFF Turin 1999; Publikumspreis, Mix Brasil Sao Paolo 1999)
2002
„Kriegerin des Lichts“ (Dok.; Buch, Regie und Produktion; Publikumspreis Internationales Dokumentarfilmfestival Thessaloniki 2002; nominiert für den Grimme-Preis 2003)
2005
„Den Tigerfrauen wachsen Flügel“ (Dok.; Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion mit PTS, Taiwan; Bester Dokumentarfilm, San Diego Women’s Film Festival 2007)
2005
„Made in Taiwan“ (Dok. für die 3-sat Reihe „Mädchengeschichten“; Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion mit ZDF/3-sat und PTS-Taiwan)
2009
„Ghosted“ (Co-Autorin, Regie und Produktion; Co-Produktion von Hyena Films mit Chi & Company, PTS, Taiwan, und ZDF/3-sat; Special Achievement Award, IFF Turin 2009)
2012
„Das Rohe und das Gekochte“ (Dok.; Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion von Hyena Films mit PTS, Taiwan)
2014
„Von Mädchen und Pferden“ (Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion von Hyena Films und Salzgeber; Spezialpreis für das Beste weibliche Ensemble, Image et Nation Montreal; Bester Spielfilm, Festival Equinale)
2016
„Zona Norte“ (Dok.; Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion von Hyena Films mit ZDF/3sat)
2021
„Genderation“ (Dok.; Buch, Regie und Produktion)
Regie
Elfi Mikesch & Monika Treut
Kamera
Elfi Mikesch
Licht
Wolfgang Kluge, Peter Werner
Bau- & Bühnentechnik
Reinhard Twardy, Dieter Wertz & Dietrich zur Nedden
Ton
Cäsar Gremmler
Special Effects
Reinhard Twardy
Ausstattung
Manfred Blösser
Requisite
Birgit Ruttkowski
Kostüme
Anne Jud
Maske
Rolf Baumann
Schnitt
Renate Merck
Mischung
Richard Borowski
Produktionsleitung
Madeleine Backhaus
Aufnahmeleitung
Hildegard Westbeld
Herstellungsleitung
Renèe Gundelach
Regieassistenz
Margit Czenki
Wanda
Mechthild Grossmann
Gregor
Udo Kier
Justine
Sheila McLaughlin
Caren
Carola Regnier
Friederike
Georgette Dee
Journalist
Peter Weibel
Judith
Judith Flex
Leila
Barbara Ossenkopp
Mutter
Daniela Ziegler
Alter Mann
George Lanann
Junger Mann
Jürg Schlachter
Eine Produktion von Hyena Films
im Verleih von Salzgeber