ein Film von Volker Koepp
Deutschland 1999, 126 Minuten, deutsch-hebräisch-jiddisch-russisch-ukrainische Originalfassung, teilweise mit deutschen Untertiteln
FSK 0
Kinostart: 30. Mai 2019
digital restaurierte Fassung
Als DVD oder in der Kollektion
Czernowitz im Westen der Ukraine war einst Zentrum jüdischer Kultur in der Bukowina, einer Grenzlandschaft, die über die Jahrhunderte vom Vielvölkergemisch geprägt war. Die jüdische Bevölkerung machte zeitweilig die Hälfte der Einwohnerschaft aus, es überlebten nur wenige die von Deutschen und Rumänen 1941 verordnete Deportation in die Lager Transnistriens.
Im Mittelpunkt von Volker Koepps Film aus dem Jahr 1999 stehen Herr Zwilling und Frau Zuckermann, die zu den letzten noch im alten Czernowitz geborenen Juden gehörten. Beide verbindet neben ihrer Freundschaft nicht zuletzt die deutsche Sprache. Täglich besucht Herr Zwilling in den Abendstunden die 90-jährige Frau Zuckermann. Man spricht über frühere Zeiten, das gemeinsam Erlebte, über Politik und Literatur und die alltäglichen Sorgen. In den Lebensgeschichten dieser beiden Menschen steckt das Elend des 20. Jahrhunderts. Mit ihren Erinnerungen verknüpft der Film Episoden aus dem jüdischen Leben im Czernowitz aus den späten 1990er Jahren, als die Stadt nach dem Ende der Sowjetunion erstmals wieder ins europäische Bewusstsein trat.
Angesichts des wieder zunehmenden Antisemitismus in ganz Europa hat Koepps filmisches Meisterwerk auch 20 Jahre nach seiner Uraufführung nichts von seiner Aussagekraft und Gültigkeit verloren. Auch das Leben der Menschen in der Region ist mit den politischen Auseinandersetzungen, mit der Annexion der Krim und dem fortdauernden Krieg in der Ost-Ukraine schwierig geblieben. Anlässlich des 75. Geburtstags von Volker Koepp kehrt „Herr Zwilling und Frau Zuckermann“ im Mai 2019 in restaurierter Fassung ins Kino zurück.
VOLKER KOEPP (Regie)
1944: in Stettin geboren, aufgewachsen in Berlin
1962: Abitur in Dresden; Maschinenschlosserlehre
1963–65: Studium an der Technischen Universität Dresden
ab 1966: Studium an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg
1969: Diplom
1970–91: Regisseur im DEFA-Studio für Dokumentarfilme in Potsdam-Babelsberg und Berlin
ab 1992: freier Regisseur und Autor; Gastprofessuren in Babelsberg, Lehrtätigkeit an der Filmakademie Baden-Württemberg
seit 1996: Mitglied der Akademie der Künste
2002: Freedom Award der American Cinema Foundation Los Angeles
2003: Preis der DEFA-Stiftung zur Förderung der deutschen Filmkunst
2005: Georg-Dehio-Kulturpreis/Deutsches Kulturforum östl. Europa
2010: zum Professor h.c. des Landes Brandenburg bestellt
2014: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
2021: Ehrenmitglied der Deutschen Filmakademie
Filmografie (Auswahl):
1971
„Schuldner“
1972
„Grüße aus Sarmatien“
1973
„Gustav J.“
1974
„Slatan Dudow“
1975
„Mädchen in Wittstock“
1976
„Das weite Feld“, „Wieder in Wittstock“
1977
„Hütes-Film“
1978
„Am Fluß“, „Wittstock III“
1979
„Tag für Tag“
1980
„Haus und Hof“
1981
„Leben und Weben“
1982
„In Rheinsberg“
1983
„Alle Tiere sind schon da“
1983-85
„Afghanistan 1362: Erinnerung an eine Reise“
1984
„Leben in Wittstock“
1985
„An der Unstrut“
1986
„Die F96“
1987
„Feuerland“
1988/89
„Märkische Ziegel“
1989/90
„Arkona – Rethra – Vineta“
1990
„Märkische Heide, Märkischer Sand“
1991
„Märkische Gesellschaft“, „In Karlshorst“, „In Grüneberg“
1992
„Neues in Wittstock“, „Sammelsurium – Ein ostelbischer Kulturfilm“
1993
„Die Wismut“
1995
„Kalte Heimat“
1996
„Fremde Ufer“
1997
„Wittstock, Wittstock“
1999
„Herr Zwilling und Frau Zuckermann“
2001
„Kurische Nehrung“
2002
„Uckermark“
2004
„Dieses Jahr in Czernowitz“
2005
„Pommerland“
2006
„Schattenland – Reise nach Masuren“
2007
„Söhne“, „Holunderblüte“
2008
„Memelland“
2009
„Berlin–Stettin“
2011
„Livland“
2013
„In Sarmatien“
2016
„Landstück“
2017
„Wiederkehr“, „Im Exil – Begegnungen mit Norman Manea“
2018
„Seestück“
2023
„Gehen und Bleiben“
BARBARA FRANKENSTEIN (Buch). Studium der Theater-Film- und Fernsehwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte in Köln mit Magisterabschluß. Ab 1986 freie Tätigkeiten als Regieassistentin und Autorin für Fernsehproduktionen. Freie Redakteurin für Fernsehspiel und Dokumentarfilm im SFB/RBB. 1998 Gründung von Vineta Film und bis 2005 Tätigkeit als Produzentin. Zusammenarbeit mit Volker Koepp als Autorin und Dramaturgin seit 1998, zuletzt für den Dokumentarfilm „Seestück“ (2018).
Regie
Volker Koepp
Buch
Volker Koepp, Barbara Frankenstein
Kamera
Thomas Plenert
Schnitt
Angelika Arnold
Produktionsleitung
Fritz Hartthaler
Redaktion (WDR)
Werner Dütsch
im Verleih von Salzgeber